Alltags- und Rechtswirklichkeit sollten sich nicht störend weit voneinander entfernen, da das Recht ansonsten an Legitimität verliert. Ein Beispiel sind Profile von Stellenbewerbern in sozialen Netzwerken, die von möglichen künftigen Arbeitgebern nach herrschender Lehre ignoriert werden sollen. In einem Tages-Anzeiger-Artikel vom 2. Mai 2011 zum Thema brachte ich meine abweichende Meinung zum Ausdruck (mit Hervorhebung durch den Autor):
«Auch auf Facebook, Twitter und Co. dürfen sich Arbeitgeber laut Egli nicht schlaumachen: «Wenn es schon nicht zulässig ist, im Bewerbungsgespräch nach dem Privatleben zu fragen, so ist es auch nicht zulässig, sich diese Informationen durch Spionieren in einem sozialen Netzwerk zu beschaffen.»
Die dortigen Informationen richten sich nach Eglis Auffassung an einen geschlossenen Benutzerkreis. Sie seien für Personen gedacht, die jemand als «Freunde» zugelassen hat, nicht aber für die Allgemeinheit – und schon gar nicht für künftige Arbeitgeber. […] Widerspruch kommt hingegen vom Zürcher Anwalt und IT-Spezialisten Martin Steiger: «Wer will, kann bestimmte Informationen nur seinen ‹Freunden› zugänglich machen. Dass trotzdem viele Facebook-Teilnehmer den Arbeitgebern Privates auf dem Präsentierteller servieren, hängt mit einem gesellschaftlichen Trend zu mehr Offenheit zusammen. Da ist es doch realitätsfremd, von einem geschlossenen Benutzerkreis zu sprechen.»
So argumentieren auch mehrere der befragten Firmen. «Unsere Bewerber müssen sich bewusst sein, dass sie sich auf Social-Media-Plattformen und anderen Webpages praktisch im öffentlichen Raum bewegen», sagt etwa die Mediensprecherin von Coop, Sabine Vulic. Unterstützung erhalten die Unternehmen von unerwarteter Seite. Für den Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten sind soziale Netzwerke wie Facebook «öffentlich zugängliche Quellen, in denen Arbeitgeber nach Informationen über Stellenbewerber suchen dürfen».
Bemerkenswert und erfreulich ist, dass der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte (EDÖB) wie im Artikel erwähnt meine Meinung teilt.