FDP und SVP als schweizerische Anwaltsparteien

Die FDP wird ihrem Ruf als Partei mit vielen Rechtsanwälten gerecht und «Jurist» ist eine beliebte Tarnung für Politiker, die verbergen möchten, dass sie direkt oder indirekt vom Staat leben – so das Ergebnis einer Untersuchung der Berufsbezeichnungen auf Wahllisten für die schweizerischen Nationalsratswahlen im Herbst 2011 durch Christoph Landolt in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift «Weltwoche» (leider nicht frei verlinkbar):

«Sie tarnen sich als Juristen, Historiker oder Abteilungsleiter. In Tat und Wahrheit arbeitet jeder zweite Nationalratskandidat in den grossen Kantonen für den Staat. Im Kanton Bern lebt die grosse Mehrheit der Kandidaten von Steuergeldern.»

Titel anstelle von aussagekräftigen Berufsbezeichnungen sind offensichtlich weit verbreitet …

«Zwar ist auf den Wahlzetteln der Beruf der Kandidaten aufgeführt. Dabei handelt es sich jedoch um eine reine Selbstdeklaration. […] Auf den Wahl­listen wimmelt es hingegen von ‹Projektlei­tern›, ‹Executive MBA›, ‹BLaw› (Bachelor of Law) oder ‹Geschäftsführern›. Das sind Titel oder Ränge, aber keine Berufe.

… und die FDP führt bei den Rechtsanwälten unter ihren Kandidaten – wenn auch nur knapp vor der Schweizerischen Volkspartei (SVP):

«[…] In keiner anderen Partei sind jedoch auch so viele Rechtsanwälte anzutreffen. Welchen Einfluss die Juristen auf den stetig wachsenden Gesetzesdschungel haben, bleibt offen.»

Fazit von Christoph Landolt:

«Die andere Hälfte der Kandidaten lebt direkt oder indirekt vom Staat. Die Leistungsträger sehen sich heute einer ebenso grossen Kaste von Staatsdienern, Lobbyisten und Subven­tionsjägern gegenuüber, die für ihre Dienste immer mehr Geld beanspruchen. So mancher ‹Jurist›, der in den Nationalrat will, vertritt nicht das Recht, sondern den Staat. […]»

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