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Japan: Wie stellt man sich der dilettantischen Polizei?

In Japan ist es offensichtlich auch für jemanden, der seit Mitte der 1990er-Jahre wegen einer schweren Straftat landesweit gesucht wird – unter anderem auch mit Fahndungs­plakaten –, nicht einfach, sich der Polizei zu stellen, wie das Beispiel von Makoto Hirata zeigt:

Nach Hirata wurde seit 17 Jahren wegen mutmasslicher Entführung und Freiheits­beraubung sowie Beihilfe zu einem Mord im Zusammenhang mit der Aum-Sekte gefahndet. Die Aum-Sekte, japanisch Ōmu Shinrikyō (オウム真理教), ist vor allem durch ihren Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn von 1995 berühmt-berüchtigt. Hirata konnte sich erst nach folgendem Hürdenlauf der Polizei stellen:

  1. Hirata versuchte sich am 31. Dezember 2011 bei der Polizeistation in Ōsaki in Tokio, in deren Nähe er die ihm zur Last gelegten Straftaten mutmasslich begangen hatte. Hirata konnte allerdings den Eingang zur Polizeistation nicht finden.
  2. Hirata rief in der Folge bei der Aum-Sekten-Hotline der Polizei, die aber ständig besetzt war.
  3. Danach wählte Hirata die offizielle japanische Notrufnummer 110 und erkundigte sich nach dem für die Aum-Sekte zuständigen Verantwortlichen bei der Polizei. Am Telefon wurde er schlicht an das Polizei-Hauptquartier in Tokio (Kasumigaseki) verwiesen.
  4. Beim Polizei-Hauptquartier glaubte man Hirata nicht, denn man ging von einem schlechten Scherz aus.
  5. Letztlich wurde Hirata zur Polizeistation im Tokioter Geschäftsviertel Marunouchi ( 丸の内) geschickt, wo endlich seine Verhaftung vollzogen wurde …

Hirata hatte übrigens die gesamten 17 Jahre, in denen nach ihm gefahndet wurde, in Japan verbracht und lebte dabei mit einer bekannten Anhängerin der Aum-Sekte zusammen. Aus diesem Grund überrascht nicht, dass in japanischen Polizeistationen noch viele andere Fahndungsplakate aus längst vergangenen Jahrzehnten hängen. Die gesuchten mutmasslichen Straftäter müssen sich anscheinend nicht ernsthaft sorgen, jemals durch die Polizei aufgespürt zu werden.

Via die «Japan Times» und das Weblog «japanbeobachtungen», das folgendes Fazit zieht:

«Mein Eindruck ist: Die Polizei ist dein ‹Freund und Helfer› in allen Lebenslagen, aber als Verbrecherjaeger taugt sie nur sehr bedingt. Wenn man dann an die geringe Kriminalitaetsrate in Japan denkt, muss die Frage wohl lauten, ob Japan nicht wegen, sondern trotz seiner Polizei so sicher ist. Meine Frau meinte zu dem Thema letztens, die Polizei sei einfach nicht an echte Verbrechen gewoehnt und deshalb im Fall der Faelle ueberfordert.»

Fotos: Japanische Polizisten, «Why We Protest», CC BY-SA-Lizenz; Fahndungsplakate an einer japanischen Polizeistation, «japanbeobachtungen».

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