Viele juristische Publikationen sind leider nicht in digitaler Form, beispielsweise als E-Books, verfügbar. Bei jenen, die als E-Books verfügbar sind, schreckt häufig die Preisgestaltung vom Kauf von der Lizenzierung ab. Heute begegnete mir mit dem deutschen Lehrbuch «Europäische Grundrechte und Grundfreiheiten» ein besonders dratisches Beispiel dafür:
Bei Amazon.de ist die Publikation in gedruckter Form momentan für EUR 32.95 erhältlich, für Besteller in der Schweiz beträgt der Preis einschliesslich Versandkosten EUR 30.79. Für diesen Preis erhältlich man innert weniger Tage ein herkömmliches Buch mit immerhin knapp 800 Seiten zugestellt. Bei der Nutzung dieses Buch geniesst man fast alle Freiheiten. Man kann das Buch insbesondere auch ausleihen und weiterverkaufen.
Als E-Book kostet die gleiche Publikation bei libri.de EUR 330.00 – und für diesen Preis erwirbt man die Publikation nicht käuflich, sondern erhältlich lediglich eine Lizenz für die beschränkte Nutzung der PDF-Datei. Beschränkt wird die Nutzung durch Digital Rights Management (DRM). So kann man die PDF-Datei beispielsweise nur mit Software und auf Geräten lesen, die den verwendeten DRM-Mechanismus unterstützen. Wer lizenziert ein solches E-Book?
Bei Weltbild.de [Hinweis: Weblink entfernt, da leider nicht mehr gültig], wo das E-Book ebenfalls erhältlich ist, scheint man immerhin erkannt zu haben, dass der Preis ungewöhnlich hoch ist – und bietet Ratenzahlung an …
(Vielen Dank an Florian Mauchle für seinen entsprechenden Hinweis via Twitter.)
Das ist doch ein absolutes Schnäppchen zum »Sonderpreis«. Die Vorauflage von 2005: Europäische Grundrechte und Grundfreiheiten (2005) Hrsg. v. Ehlers, Dirk kostet als eBook beim Verlag sogar 900,00 € oder $1,260.00 !
http://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/61932
Also schnell kaufen, falls 2013 eine Neuauflage kommen sollte, wird die derzeitige Ausgabe von 2009 vermutlich mindestens 3x soviel kosten. Ansonsten wundert mich das irgendwie mit dem Preis. Ich nahm an, das auf Grund der in Deutschland geltenden Buchpreisbindung eBooks genauso teuer wären wie Printausgaben. Wurde doch angeblich von den Verlagen gewünscht.
@LV:
Guter Hinweis … ein Deutscher würde nun wohl spontan an eine Abmahnung denken! ;)
Das mit der Preisbindung wird oft falsch verstanden. Die Preise werden pro Buchtyp (wie heisst das nur schon wieder genau) festgelegt.
Somit kann z.B. die gebundene Ausgabe einen anderen Preis haben, als das Taschenbuch. Und auch für die eBook-Ausgabe kann ein anderer Preis festgelegt werden.
Die Preisbindung sorgt dann dafür, dass das eBook überall zu diesem festgelegten Preis verkauft werden muss. Der Preis kann aber wie gesagt durchaus anders sein, als der der Printausgabe.
Glücklicherweise hat das Volk in der Schweiz das Preisbindungsgesetz bachab geschickt….
Absurd.
Ich war neugierig und habe beim deGruyter-Verlag mal nachgefragt. Tatsächlich handelt es sich nicht um einen Druckfehler, sondern um Firmenpolitik: Da sich das Buch weniger an Universitäten als an «Privatpersonen» (sic!) richte, sei der höhere Preis gerechtfertigt.
Angesichts solcher Urteile:
– http://www.lto.de/recht/hintergruende/h/urheberrecht-bei-elektronischen-leseplaetzen-bibliotheken-sind-zum-lesen-da-und-auch-nur-dafuer/
– http://www.internet-law.de/2012/04/das-urheberrecht-behindert-unterricht-und-bildung.html
eine durchaus fragliche Entscheidung. Das könnte man imho besser machen durch unterschiedliche Lizenzierungen z.B.
Sebastian Dosch
Rechtsanwalt und Fachanwalt für IT-Recht aus Heidelberg
Vielen Dank fürs Nachfragen!
Das ist ein Schnäppchen, trotz Buchpreisbindung in DE!
Läßt sich logisch erklären: Wenn eine Universitätsbibliothek das E-Book erwirbt (gibts direkt bei De Gruyter übrigens ohne DRM) spart sie sich damit die 20 Print-Exemplare, die für die Lehrbuchsammlung angeschafft worden wären.