Buchhandel: Risiko «Buchzensur» bei kritischen Inhalten

Bild: WWF-Logo ergänzt mit wütendem Pandabär

In seinem «Schwarzbuch WWF» kritisiert Wilfried Huismann «dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda». Die kritisierte Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) versucht in Deutschland gerichtlich gegen diese Kritik vorzugehen, konnte bislang aber anscheinend keine vorsorglichen Massnahmen gegen das Buch durchsetzen. Dennoch ist das Buch im deutschen Buchhandel kaum noch erhältlich, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) schreibt (mit Hervorhebung durch den Autor):

«[…] [E]ine Anwaltskanzlei [hat] bei großen Buchhändlern wie Amazon oder Libri interveniert und Unterlassungsansprüche geltend gemacht. Zahlreiche Buchhändler haben daraufhin das [Buch] aus ihrem Programm genommen, obwohl der WWF vor Gericht bislang keine einstweilige Verfügung gegen den Titel erreichen konnte. Das Landgericht Köln will erst nach einer mündlichen Verhandlung am 15. Juni darüber entscheiden. Somit bleibt das Buch vorerst erlaubt und ist dennoch praktisch vom Markt verschwunden. […]»

Amazon, Libre.de und die anderen beteiligten Buchhändler verzichten beim «Schwarzbuch WWF» nicht bloss auf den Verkauf, sondern führen es ohne weiteren Hinweis gar nicht mehr in ihren Katalogen. Mit ihrem ängstlich vorauseilenden Gehorsam beschädigen sie die Meinungsfreiheit in Deutschland. Sie gefährden ausserdem ihre eigene Rolle als neutrale Vermittler von Inhalten und setzen ein bedauerliches Zeichen zugunsten privater Buchzensur.

Das Verhalten der Buchhändler erinnert an Hoster und andere Provider, die – in der digitalen Welt – bisweilen ebenfalls Mühe mit dem Grundrecht der Meinungsfreiheit bekunden.

Die Begründungen der Buchhändler gemäss der FAZ überzeugen nicht:

Libri.de teilte mit, man nehme keine inhaltliche Bewertung vor und erklärte: «Wir nehmen den Titel dann raus und warten auf eine Klärung.» Aus meiner Sicht sollte erst die erwähnte Klärung abgewartet und dann – je nach Ergebnis dieser Klärung – reagiert werden. Im Übrigen nimmt Libre.de selbstverständlich eine inhaltliche Bewertung vor anstatt diese der zuständigen staatlichen Rechtsprechung zu überlassen.

Thalia sagte, man wollte sicherstellen, «nur rechtlich unstrittige Titel im Sortiment zu führen.» Demnach dürfte Thalia gar keine kritischen Inhalte mehr anbieten, denn kritische Inhalte, die «rechtlich unstrittig» sind, gibt es faktisch nicht.

Amazon lieferte der FAZ gar nicht erst eine Begründung.

Bild: Flickr/«tracy the astonishing», CC BY-SA 2.0 (generisch)-Lizenz.

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