.ch, die länderspezifische Top-Level-Domain (ccTLD) der Schweiz, wird seit Ende 1987 durch die Stiftung SWITCH verwaltet. Heutige Grundlage ist ein Auftrag des Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM), der am 31. März 2015 ausläuft.
Eine Gruppe von Schweizer Hosting-Anbietern hat sich zur Genossenschaft «Registrar Alliance» zusammengeschlossen und beabsichtigt, sich in Konkurrenz zu SWITCH um die Verwaltung der .ch-Domainnamen (Registry) zu bewerben.
Genossenschafter sind unter anderem Hostpoint, Infomaniak Network und Webland. Die Geschäftsführung liegt bei Anwaltskollegin Nicole Beranek Zanon, die früher bei SWITCH als Juristin tätig war. Formeller Hintergrund der angekündigten Bewerbung ist die angedachte Aufgabentrennung zwischen Registry und Registrar bei den .ch-Domainnamen per 2015, die aber noch nicht offiziell beschlossen wurde:
«Das BAKOM hat Arbeiten aufgenommen, um den gesetzlichen Rahmen zur Verwaltung der .ch-Domainnamen zu überprüfen. Im Mittelpunkt seiner Erwägungen steht die konsequentere Trennung zwischen technisch-hoheitlichen Aufgaben einerseits und kommerziellem Endkundengeschäft andererseits. […] In ihrer Funktion als Registerbetreiberin (Registry) koordiniert Switch die .ch-Internetadressen mit dem weltweiten Domainnamensystem […]. Als Registrar muss sie Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit bieten, einen .ch-Domainnamen zu regulierten Preisen zu erlangen. Sie steht damit in direkter Konkurrenz mit den Dienstleistungen anderer unabhängiger Anbieter, was die Entstehung eines gesunden Wettbewerbs auf dem Markt für Domainnamen-Registrierung und Webhosting bremst. Diese Praxis entspricht nicht mehr den Marktentwicklungen in der Schweiz und auf der ganzen Welt.»
«Registrar Alliance» bezeichnet sich als «typische Selbsthilfeorganisation à la Migros» und verspricht, dass ihre Verwaltung der .ch-Domainnamen «nach Schweizer Werten geführt und verwaltet» würde. Sie betont ausserdem, dass im Unterschied zu heute eine massgebliche Mitgestaltung der «Community, welche das Internet in der Schweiz betreibt,» gewährleistet wäre. Vorbild wäre demnach die Genossenschaft DENIC, die in Deutschland die .de-Domainnamen verwaltet.
Keine direkte Erwähnung finden die – berechtigten – wirtschaftlichen Interessen der beteiligten Hosting-Anbieter, aber auch von SWITCH. Verschiedene schweizerische Hosting-Anbieter und SWITCH stritten während Jahren über die SWITCH-Tochtergesellschaft Switchplus, die gewinnstrebig arbeitet und eigene Hosting-Dienstleistungen anbietet. Mit diesen Dienstleistungen steht sie nicht nur in Konkurrenz zu den übrigen Hosting-Anbietern in der Schweiz, sondern darf – bestätigt durch das Schweizerische Bundesgericht – von SWITCH mit werbewirksamen Leistungen bevorteilt werden (Bundesgerichtsurteil 2C_271/2012 vom 24. August 2012). In diesem Zusammenhang fällt auf, dass green.ch als grosser Schweizer Hosting-Anbieter bislang nicht an der «Registrar Alliance» beteiligt ist, nachdem green.ch seit Sommer 2012 im Streit um Switchplus die Seiten gewechselt hatte.
SWITCH hat mit einer ersten Stellungnahme auf die Ankündigung der «Registrar Alliance» reagiert und schreibt unter anderem:
«SWITCH ist seit über 25 Jahren Registrierungsstelle für die TLD .ch und sorgt für Sicherheit und Stabilität des Schweizer Internets. Als unabhängige, nicht-gewinnorientierte Stiftung und Partnerin der Schweizer Hochschulen erledigt SWITCH diese verantwortungsvolle Aufgabe mit grosser technischer Kompetenz, einzigartigem Know-how und Erfahrung. Die Stiftung SWITCH ist überzeugt, dass die Registry-Tätigkeit bei ihr in besten Händen ist.»
Die Domänen bei Switch sind so preisgünstig wie nirgends auf der Welt. Da stört mich das faktische Monopol einer halb privaten, halb öffentlichen Organisation wenig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Preise mit privater Konkurrenz sinken würden. Und Switch ist sehr kundenfreundlich organisiert. Das muss ihnen mal jemand nachmachen!