Schweiz geht gegen Booking.com vor: Fallen oder steigen die Hotelpreise?

Foto: Weisse Buchstaben, die das Wort «HOTEL» bilden

Hotels, die auf Buchungsplattformen wie Booking.com vertreten sein möchten, müssen sich normalerweise einer sogenannten Preisparitätsklausel unterwerfen:

Die Hoteliers dürfen ihre Zimmer auf anderen Vertriebskanälen nicht zu besseren Bedingungen wie insbesondere tieferen Preisen anbieten. Die Buchungsplattformen möchten damit verhindern, dass sie lediglich zum Suchen und Vergleichen von Hotelangeboten, nicht aber zum Buchen verwendet werden – nur für Letzteres werden die Buchungsplattformen erfolgsabhängig von den Hotels (und damit indirekt von den Hotelgästen) bezahlt.

Nun hat das Parlament in der Schweiz ein grundsätzliches «Verbot von Knebelverträgen der Online-Buchungsplattformen gegen die Hotellerie» beschlossen:

«Heimatschutz» mit der «Lex Booking.com»

Hintergrund bildet die entsprechende Motion 16.3902 von CVP-Ständerat Pirmin Bischof. Mit der Motion wird der Bundesrat beauftragt, dem Parlament «die notwendigen Gesetzesänderungen vorzulegen, um sogenannte Preisparitätsklauseln im Vertragsverhältnis zwischen Online-Buchungsplattformen und Hotels zu verbieten.»

Man spricht bei diesem «Heimatschutz» auch von einer «Lex Booking.com», wobei die Motion aber alle Buchungsplattformen betrifft und nicht allein internationale und marktmächtige Anbieter wie Booking.com. Mit ihrer eigenen Buchungsplattform «swisshotels.com» hatten die Hoteliers in der Schweiz keinen Erfolg.

Der Bundesrat hatte die Motion zur Ablehnung empfohlen. Der Bundesrat argumentierte, wie andere Gegner der Motion auch, unter anderem mit der Zuständigkeit der Wettbewerbskommission (WEKO). Der Bundesrat hatte aber auch die Vorteile von Buchungsplattformen – gerade auch für Hotels – erwähnt:

«Dank digitalen Innovationen wie Online-Buchungsplattformen konnten Schweizer Hotels ihre Sichtbarkeit im Internet in den letzten Jahren stark erhöhen. Die rasche, umfassende und transparente Vergleichbarkeit von Preisen und Qualität der Dienstleistungen bringt auch für die Nutzerinnen und Nutzer einen erheblichen Mehrwert. Tendenziell ist davon auszugehen, dass bei einer wachsenden Konzentration beziehungsweise einer wachsenden Anzahl Kunden und Anbieter, die auf solchen Plattformen tätig sind, auch der potenzielle Nutzen für diese beiden Gruppen steigt. Auch ist zu beachten, dass in der Schweiz nach wie vor eine Mehrheit der Buchungen direkt bei Hotels getätigt wird.»

Zukunft: Höhere oder tiefere Preise für Hotelgäste?

Die Annahme der Motion ist ein politischer Erfolg für Hotelleriesuisse, den Schweizer Hotelier-Verein (SHV). Gemäss SHV-Präsident Andreas Züllig soll die Motion dazu führen, dass die Gäste von Hotels in der Schweiz weniger bezahlen müssen. Booking.com hingegen befürchtet höhere Preise:

«In einer Medienmitteilung drückt die betroffene Booking.com ihr Bedauern über den Entscheid aus. Das Parlament bremse so den Wettbewerb und die nötige Transparenz bei den Zimmerangeboten ein, heisst es. Der Entscheid schade gerade kleinen und Familienhotels. Ausserdem würden den Konsumenten nun höhere Preise drohen.»

In jedem Fall werden Hotels in der Schweiz ihre leider vielfach fehlende Konkurrenzfähigkeit in Zukunft nicht mehr Booking.com und anderen Buchungsplattformen anlasten können. Hotels müssen ausserdem damit rechnen, bereits für die Präsenz auf Buchungsplattformen bezahlen zu müssen.

Bild: Unsplash / Bill Anastas, Public Domain-ähnliche Unsplash-Lizenz.

Ein Kommentar

  1. Während die SNB die Gesamtwirtschaft mit einer totalitären Geldpolitik von oben herab zu steuern versucht, pflegt die Legislative eine eher traditionell-sowjetische Art der staatlichen Zentralplanung: Selbst für die kleinsten Situationen des Alltags, die von der Politelite als Problem wahrgenommen werden, erlässt das Parlament und die Verwaltung minutiöse Regulierungen. Die Lex Booking.com ist, wie die meisten Entscheide des Parlaments, gut gemeint, aber total daneben. Wer die Marktmacht von Booking.com beschränken will, muss viel früher aufstehen. Selbst mir als Generalist fallen dutzende Ideen ein, wie die OTAs die Hotels weiterhin gängeln können. Booking.com könnte das Parlament und die Verwaltung noch jahrelang vor sich hertreiben. Aber wahrscheinlich wird dieses seinen Fokus aus Langeweile wieder auf andere Themen legen, wie beispielsweise Plastiksäcklein oder den Salzgehalt von Brot. So macht sich das Parlament zum Affen, während die wirklich wichtigen Herausforderungen ungelöst bleiben.

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