Gerichte und Notariate beenden das Fax-Zeitalter

Screenshot: Empfängerliste bei «ZRP Transfer»

Das Fax-Zeitalter an Gerichten im Kanton Zürich ist endlich vorbei!

Der Grund liegt in der Umstellung auf Internet-Telefonie, die keine zuverlässige Faxübermittlung mehr ermöglicht. Als Ersatz steht seit kurzer Zeit ein Online-Portal für den sicheren Transfer von Dokumenten («secure delivery of documents») zur Verfügung:

Das Portal nennt sich «ZRP Transfer» und ist unter https://transfer.gerichte-zh.ch/ allgemein zugänglich. Über das Portal sind alle Gerichte und Notariate im Kanton Zürich erreichbar.

Für die Nutzung muss man sich registrieren. Bei der Registrierung muss man bestätigen, dass über das Portal keine rechtsgültigen Eingaben möglich sind. Dafür muss weiterhin der elektronische Rechtsverkehr mit der SuisseID als qualifizierte Signatur verwendet werden.

Das Portal wurde von MondayCoffee entwickelt. Mir wird das Portal auf Englisch und ohne die Möglichkeit, eine andere Sprache zu wählen, angezeigt. Der Zugriff auf das Portal wird durch das Nutzerpasswort geschützt, Zwei-Faktor-Authentifizierung scheint (noch?) nicht vorgesehen zu sein.

Für eine Übergangszeit bleiben die bestehenden Faxgeräte in Betrieb. Über das Portal sind alle Gerichte und Notariate im Kanton Zürich erreichbar. Fax-Spammer erhalten damit eine Gnadenfrist von Gerichten und Notariaten …

(Auch via Zürcher Anwaltsverband, ZAV.)

10 Kommentare

  1. Warum «endlich»? Bin noch heute froh für die möglichkeit einen Fax versenden zu können. Ach ja, es wird ja angenommen das jeder Internet überall + jederzeit zur Verfügung hat womit ein bewährtes system einfach von staateswegen gekappt wird.
    Schade, schade….

    1. @UncleThom:

      «Endlich», weil die Fax-Übermittlung tatsächlich nicht mehr zuverlässig funktioniert hat, nachdem es immer weniger herkömmliche Telefonie gab. Wir veröffentlichen unsere Faxnummer im Wesentlichen noch für deutsche Anwaltskollegen, die E-Mail noch nicht für sich entdeckt haben … 🤐

      1. Faxe sind in Deutschland rechtskräftige Eingaben, zulässig an allen Gerichten, E-Mails nicht.
        Demzufolge sind Faxe nützlicher als EMails.
        Wer diese jetzt abschaffen will, hätte auch viereckige Räder erfunden.

  2. @UncleThom
    «Fax funktioniert nicht zuverlässig» – Fax funktioniert überhaupt nicht auf digitalen Leitungen! Etwas Elektronikkenntnisse würden nicht schaden.

    1. @Peter Maier:

      Der Fax-Versand ist mittels Internet-Telefonie durchaus möglich, aber sehr unzuverlässig:

      «Die Datenübertragung in IP Netzen erfolgt technisch gesehen immer in einzelnen Paketen. Dabei kann es technologiebedingt zu unvorhersehbaren Paketverlusten kommen. Bei der Telefonie haben diese Verluste meist nur geringe Auswirkungen, da die Sprachqualität einfach sinkt und das menschliche Gehirn diesen Informationsverlust bis zu einem gewissen Grad ausgleichen kann. Faxgeräte reagieren auf solche Störungen aber weitaus empfindlicher. Fehlende Datenpakete können dazu führen, dass das übermittelte Faxdokument unvollkommen dargestellt wird oder die Faxübertragung komplett abgebrochen wird. Aus diesem Grund kommt es bei der Übertragung von Fax über IP immer wieder zu Problemen.»

      https://www.swisscom.ch/content/dam/swisscom/de/about/unternehmen/netz/all-ip/publikationen/documents/faktenblaetter/fax-over-ip-empfehlungen-fuer-swisscom-enterprise-customers.pdf.res/fax-over-ip-empfehlungen-fuer-swisscom-enterprise-customers.pdf

  3. In Anbetracht der Tatsache, dass ein Fax die Anforderungen an den Datenschutz nicht erfüllen kann, ist deren Verwendung bei Behörden schon lange fragwürdig.

  4. Mag sein, dass MondayCoffee technisch einen o.k-Job gemacht hat.

    Aber wieso «yet another system» und «yet another credential» wenn z.B. die bestehenden Plattformen des el. Rechtsverkehrs dasselbe leisten können (und sicher besser zertifikiert/kontrolliert/gewartet/standardisiert) sind. Man kann dort problemlos Faxe übermitteln (ohne SuisseID).

  5. Finde es sehr schade, dass der|das Fax quasi ausgestorben ist. :(

    Ich hatte es immer geschätzt – niedrige Bedienhürde, geringer finanzieller Aufwand, quasi kein Aufwand damit, rechtssichere Zustellung, gerade bei zeitkritischen Angelenheiten praktisch.

    Klar, für «Behörden und Vollprofis» gibt es digitale Lösungen, die aber sind für den «kleinen Mann» vollkommener Overkill (finanziell und/oder technisch) oder von der Usability her der «totale Schrott».

    #mimimimi :)

    1. @Boris Lewandowski:

      Fax war tatsächlich sehr praktisch. Mit der Einführung von VoIP wurden der Fax-Empfang und Fax-Versand allerdings unzuverlässig. Und wenn beide Seiten sowieso keine Faxgeräte mehr einsetzen, kann man direkt das Internet nutzen und muss nicht eine analoge Telefonleitung – oder das simulierte digitale Äquivalent – dazwischenschalten …

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