Zahlungsfähigkeit: So wurde ich grüner Österreicher sowie Mitinhaber einer Autowerkstatt und eines Fitnesscenters

Foto: Mann mit nacktem Oberkörper und einer Kette um den Hals, der Krafttraining an einer Maschine betreibt (von hinten fotografiert)

Glaubt man CRIF, bin ich nicht nur Rechtsanwalt in Zürich, sondern unter anderem auch Österreicher sowie Geschäftsführer und Mitinhaber einer Autowerkstatt und eines Fitnesscenters in der Ostschweiz …

Nein, so stimmt das nicht. Aber wer ist CRIF und wieso behauptet CRIF so etwas?

Die CRIF AG mit Sitz in Zürich ist eine Wirtschaftsauskunftei. Sie sammelt Daten zur Zahlungsfähigkeit von Privatpersonen und Unternehmen:

Wer beispielsweise wissen möchte, ob ein Konsument zahlungsfähig ist, kann entsprechende Daten kostenpflichtig bei CRIF abfragen. So können häufig nur Konsumenten gegen Rechnung bestellen, wenn sie von CRIF als «grün» mit einem Score von 450 oder mehr und damit nicht als risikobehaftet kategorisiert sind. Unternehmen können sich auf diesem Weg vor Zahlungsausfällen schützen.

Wer wissen möchte, wie CRIF die Zahlungsfähigkeit bewertet, kann CRIF kostenlos um Auskunft ersuchen:

Eine solche Selbstauskunft kann per Briefpost oder per E-Mail angefordert werden. Mindestens eine Auskunft pro Jahr ist kostenlos. Das Datenschutzrecht in der Schweiz sieht vor, dass CRIF jeder betroffenen Person eine solche Auskunft erteilen muss.

Selbstauskunft: Unrichtige Personendaten, unrichtige Unternehmen

Anfang Februar 2019 ersuchte ich per E-Mail um eine solche Auskunft, die rund zwei Wochen später per Briefpost erteilt wurde:

Demnach kennt CRIF unter anderem meinen Namen, mein Geburtsdatum, mein Geschlecht, meinen Heimatort und meine heutige Wohnadresse sowie frühere Wohnadressen zurück bis 1999. Auch darf ich mich freuen, von CRIF als «grün» kategorisiert zu werden.

Gleichzeitig stellte ich fest, dass CRIF teilweise unrichtige Personendaten über mich bearbeitet:

Die Auskunft enthielt unter anderem Telefonnummern, die ich längst nicht mehr verwende. Auch war eine St.Galler Adresse, wo anscheinend ein Namensvetter wohnte oder immer noch wohnt, fälschlicherweise mir mir verknüpft.

Ein weiterer Namensvetter ist vermutlich der Grund, wieso CRIF glaubt, ich stünde in einer Verbindung mit der Chili Fitness GmbH in Dürnten. Allerdings scheint dieser Namensvetter ein Österreicher zu sein, was ich von mir nicht behaupten kann.

Eine Verbindung glaubt CRIF auch zur Classic Car die Garage GmbH in Roggwil TG zu kennen. Die betreffende Person ist nicht einmal ein Namensvetter, sondern heisst lediglich sehr ähnlich, nämlich Steiner statt Steiger. Steiner wie Steiger, Hans wie Heiri?

Fortsetzung: Begehren um Berichtigung und weitere Auskunft

Aufgrund dieser und anderer Fehler habe ich ein Berichtigungsbegehren an CRIF gerichtet. Ausserdem habe ich um weitere Auskunft über meinen Score gebeten.

CRIF kategorisiert mich zwar als «grün», aber wie genau der Score im «grünen» Bereich von 450 bis 600 berechnet wurde, ist nicht ersichtlich. CRIF beschreibt den Score unter anderem wie folgt:

«Der Score ist ein statistisches Mass, welches die Wahrscheinlichkeit einer schwerwiegenden Zahlungsstörung prognostiziert. […] Der Score wird im Wesentlichen von folgenden drei Faktoren bestimmt: Anzahl, Status und Aktualitätsgrad der bekannten Zahlungsstörungen. Je grösser die Anzahl der einzelnen Ereignisse, je schwerwiegender der Status des einzelnen Ereignisses und je jünger die einzelnen Ereignisse sind, desto höher werden sie Gewicht.»

Mir sind keine Zahlungsstörungen bekannt. Ich habe CRIF deshalb ersucht, mir ergänzend Auskunft darüber zu erteilen, auf welchen Zahlungsstörungen mein Score beruht.

Vergleichbare Auskunfteien in der Schweiz sind Bisnode (mit Monetas), Creditreform, Intrum Justitia und Moneyhouse. CRIF hiess früher Deltavista und erteilt Auskunft unter anderem über Teledata. Auskunfteien arbeiten mit Inkassounternehmen wie beispielsweise EOS Schweiz zusammen.

Siehe auch: Migros CUMULUS – Auskunft verlangt, Auskunft über eine andere Person erhalten!

Bild: Pixabay / rival381978, Public Domain-ähnlich.

7 Kommentare

  1. Guten Tag Herr Steiger

    Besten Dank für Ihren Bericht.
    Mir ist es ähnliche ergangen wie Ihnen, nur bin ich im Gegensatz zu Ihnen, nicht besonders zahlungswürdig. Ich habe gerade mal einen Score von 400, ich soll aus dem Jahr 2005 Schulden, in Form von zwei Verlustscheinen haben, höhe unbekannt. Herkunft dieser Daten soll ein Inkassobüro sein, dieses Inkassobüro bearbeitet jedoch keine Privatkunden mehr und hat alle Daten an ein anderes Inkassobüro abgetreten. Dieses neue Inkassobüro weiss nichts von einer Schuld die ich haben soll und mein Namen ist dort nicht bekannt.
    Ich bin nun am Einfordern von allen meinen Unterlagen per E- Mail und per Einschreiben und möchte gegen die Firma CRIF AG, Zürich vorgehen, denn dieser Firma geht es nur um Datensammlung und Daten Verkauf, je mehr Papiere man Ihnen zukommen lassen muss, je mehr persönliche Angaben haben Sie über einem. Das weitergeben von meinen persönlichen Daten habe ich Ihnen bereits untersagt, nun muss ich Ihnen beweisen, dass ich keine Schulden habe. In dieser Zeit können Sie munter meine Daten weiterreichen da Sie es ja frühestens beim Nachweis und meinem erneuten Schreiben auf Berichtigung meiner Daten diese löschen müssen.
    Diese Firma treibt keine seriöse Bonität Auskunft und schadet den Leuten.
    Ich will auch dass diese Firma alle Informationen über mich löschen muss, inkl. meiner Adressen, im Weiteren fordere ich eine Unkostenentschädigung.
    Bei meinem Namen können sie nicht behaupten es sei eine Verwechslung, wie Sie es immer machen wenn es eng wird.

    Bitte meine Daten nicht weitergeben und nur zu dem oben aufgeführten Zweck verwenden.

    Besten Dank

  2. Bei mir auch:
    CRIF erteilt Auskünfte auf einer Datenbasis, die veraltet und falsch ist. Seit langem nicht mehr stimmt.

    Daten von mir bei CRIF basieren auf einer amtlichen Publikation betreffend die Anordnung einer Massnahme in 2 kantonalen Amtsblättern im Jahr 1997. Im Jahr 2005 wurde in beiden kantonalen Amtsblättern die «Aufhebung» dieser Massnahme amtlich ordentlich publiziert. Das wurde von CRIF nicht erfasst. Gemäss CRIF sind diese Massnahmen auch 15 Jahre nach Aufhebung angeblich immer noch in Vollzug. Bei CRIF bleibt das 30 Jahre drin.

    Die Auskunft von CRIF ist für mich ruf- und kreditschädigend. Vielleicht (fast schon) mit Absicht/Vorsatz!

    Zumindest ist das Handeln/Unterlassen von CRIF fahrlässig oder zumindest «mit gewollter Inkaufnahme von»!!!

    Meiner Meinung nach gehört CRIF verboten und stillgelegt – das Handwerk gelegt. Von Amtes wegen. Ich schliesse mich anonymous 04.08.2019 an. Die verursachen eventuell ganzheitlich gesellschaftlich gesehen mehr Schaden als Nutzen.

    Ich bitte auch um Anonymität und Stillschweigen.

  3. Grüezi

    wenn es nicht zum Lachen wär!
    2017 Selbstauskunft verlangt und erhalten, damals schon etliche Korrekturen zu unseren Namen, Geb-Datum usw. Ob das geändert wurde? Wohl kaum, denn neue Selbstauskunft 2021 ergab noch mehr Fehler!
    Bei uns wohnen Menschen die wir nicht kennen und auch nicht bewusst erleben! Haus gehört unserem Kind, da Adresse mit c/o Kindsname…. ! Geb-Daten stimmen auch nicht! Partner trägt plötzlich mein ‹Mädchenname›!
    Fraglich, wie CRIF mit heiklen Personendaten umgeht. Immerhin muss man mit ID-Kopie um die Selbstauskunft bitten.
    Nachteilig mit Garantie, denn Bonitätsprüfungs-Daten sollten korrekt sein, damit Kunden diskriminiert werden!

        1. Die Frage ist berechtigt!

          Ich vermute, dass sich CRIF auf den Standpunkt stellt, die Information vorläufig noch speichern zu dürfen. Wenn die gespeicherte Information ein Problem ist, müsste abgeklärt werden, ob ein rechtliches Vorgehen möglich und sinnvoll ist.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Felder mit * sind Pflichtfelder.