Die grossen schweizerischen Medienunternehmen starten – voraussichtlich im Herbst 2019 – ihre «Login-Allianz».
Wer die Online-Inhalte von CH-Media, Neuer Zürcher Zeitung (NZZ), Ringier und Tamedia sowie der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) abrufen möchte, soll sich in Zukunft dafür zentral einloggen beziehungsweise registrieren müssen.
Was die Medienunternehmen als «Login-Allianz» bezeichnen, ist eigentlich eine «Tracking-Allianz», denn es geht insbesondere um Personendaten zur Verwendung für gezielte Werbung:
«Wenn sich die Besucher auf den Medien-Websites registrieren müssen, erhalten die Verlage genauere Angaben dazu, wie sich einzelne Nutzer verhalten und welches ihre Vorlieben sind. Solche Informationen interessieren die Werbewirtschaft, die ihre Botschaften möglichst zielgenau placieren will […]. Jedenfalls eröffnet die Registrierung die Möglichkeit, dass ein Nutzer einen Spot nur noch so oft zu Gesicht bekommt, wie es der Werbeauftraggeber wünscht. Ein Bombardement mit stets derselben Werbung liesse sich so vermeiden, was aus Sicht des Konsumenten eine Entlastung wäre. Die Beteiligten versichern, dass der Datenschutz gewährleistet sei. Verwertet würden nur anonymisierte Daten. Die Bildung einer gemeinsamen Datenbank ist nicht vorgesehen.»
Betroffen sind unter anderem die Aargauer Zeitung, der Blick und der Tages-Anzeiger, aber auch das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF).
Die Medienunternehmen möchten mit ihrer neuen Tracking-Allianz eine nationale Konkurrenz zu Facebook, Google und anderen ausländischen Werbenetzwerken aufbauen:
«Die Medienhäuser versuchen so ihre Position im Wettbewerb mit den amerikanischen Technologiekonzernen zu stärken. Facebook etwa verfügt über einen Haufen von Daten seiner Mitglieder, zumal ein Grossteil von diesen recht freizügig persönliche Informationen preisgibt. Google wiederum kommt dank Gmail und seinen Analysetechniken zu Kundendaten, die auf dem Kommunikationsmarkt einen grossen Wert haben. Entsprechend nehmen die US-Konzerne auf dem Markt für Online-Werbung eine führende Rolle ein – auf Kosten der herkömmlichen Informationsanbieter, denen es kaum gelingt, die Verluste im traditionellen Sektor mit digitalen Werbeeinnahmen zu kompensieren.»
Die Registrierung soll früher oder später obligatorisch werden. Im Zusammenhang mit dem Registrierungs- und Tracking-Obligatorium erklären die Medienunternehmen, es gebe rege Kontakte mit dem Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB).
Die beteiligten Medienunternehmen sind teilweise, zum Teil weitgehend öffentlich-rechtlich finanziert. Der Verband Schweizer Medien (VSM) fordert weitere Subventionen, zum Beispiel 90 Millionen Franken pro Jahr unter anderem für die Zustellung von gedruckten Zeitung.
Quellen:
- Allianz der Medienhäuser: Wer Online-News lesen will, muss sich registrieren (Neue Zürcher Zeitung, NZZ)
- Login Allianz: Digital-Projekt der Verlage nimmt Formen an (persoenlich.com)
- Login-Allianz der Verleger: ein Datenpool gegen die Google-Dominanz (Medienwoche)
- Login-Allianzen: Gemeinsam gegen die Giganten (Medienwoche)
Bild: Pixabay / stux, Public Domain-ähnlich.
Big brother is watching You. Dann nutze ich die halt gar nicht mehr. Habe keine Zeitung mehr abonniert, da diese Medien zu Nato- und Regierungspropaganda neigen. Eine Investition in richtigen Journalismus wäre langfristig wichtiger als tracking. Im Internet Zeitalter kann ich mich anders besser und objektiver informieren.