In den nächsten Tagen startet die Tracking-Allianz der grossen Medienunternehmen in der Schweiz:
Wer Inhalte von Beobachter, Blick, Neuer Zürcher Zeitung (NZZ), Tages-Anzeiger und so weiter lesen möchte, soll sich in Zukunft auch jenseits von kostenpflichtigen Angeboten registrieren müssen.
Die beteiligten privaten Medienunternehmen CH-Media, NZZ, Ringier und Tamedia bezeichnen ihre Tracking-Allianz als Digital-Allianz oder Login-Allianz.
Die NZZ am Sonntag beschreibt das Ziel wie folgt:
«[…] Ziel ist es, in eine direkte, persönliche Beziehung mit den Leserinnen und Lesern der Angebote zu treten und ihnen personalisierte Inhalte und Werbung auszuspielen. […]»
Die Tracking-Allianz richtet sich insbesondere gegen die Werbenetzwerke von Facebook, Google und anderen ausländischen Anbietern.
Datenschutz mit «anonymisierten E-Mail-Adressen»?
Die Medienunternehmen betonen, der Datenschutz sei gewährleistet. So erklärt beispielsweise Ringier-Geschäftsführer Marc Walder, das Tracking und Targeting erfolge mit «anonymisierten E-Mail-Adressen»:
«[…] Bei den meisten Digital-Allianz-Portalen wird lediglich nach der E-Mail-Adresse und einem Passwort gefragt. Durch den Abgleich dieser – anonymisierten – E-Mail-Adressen können wir zum Beispiel erkennen, ob ein Nutzer am Morgen auf seinem Smartphone und danach auf dem Laptop ein und dieselbe Person ist. Eine wichtige Information, um diesem Nutzer genauere Angebote zu unterbreiten. Wichtig ist: Die Datenverwendung hängt immer von der Zustimmung des Nutzers ab.»
(Wer sich heute bei Ringier als Nutzer registrieren möchte, muss neben der E-Mail-Adresse den Namen und das Geschlecht sowie das Geburtsjahr sowie den Wohnort hinterlegen.)
Auch die NZZ am Sonntag versucht zu beschwichtigen:
«[…] Die Verlage versichern jedoch, dass ein Log-in nicht automatisch dazu führt, dass die Registrierungsdaten der Nutzer einfach zwischen den Partnern geteilt werden oder dass diese Daten für alle möglichen Zwecke genutzt werden. Man halte sich zudem an die geltenden Datenschutzbestimmungen, die eine Einwilligung für die Nutzung persönlicher Angaben vorsehen.»
Bei einer Tracking-Allianz mit registrierten Nutzern ist es naheliegend, die Einwilligung für das Tracking und Targeting bei der Registrierung einzuholen. Anders als die NZZ am Sonntag schreibt, ist gemäss dem schweizerischen Datenschutzrecht allerdings grundsätzlich keine Einwilligung erforderlich, um Personendaten bearbeiten zu dürfen.
Nutzung der SwissID für die Tracking-Allianz?
In Zukunft könnte die Tracking-Allianz die SwissID, die E-ID der SwissSign Group, nutzen. Ringier verwendet seit Herbst 2018 die SwissID bereits für den Beobachter und weitere Medienangebote.
Die Registrierung soll vorerst freiwillig bleiben und erst zu einem späteren Zeitpunkt obligatorisch werden. Die öffentlich-rechtliche Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) wird sich 2020 der Tracking-Allianz anschliessen und erklärt, die Registrierung bleibe dauerhaft freiwillig.
Siehe auch: Tracking-Allianz für Online-Medien startet im Herbst 2019.
Bild: Pixabay / stevepb , Public Domain-ähnlich.
Verpackt wird das ganze dann so (https://cp.20min.ch/de/stories/217-machs-personlich). Für Ottonormalverbraucher klingt das doch alles richtig toll. :-/
Interessanter Artikel über das gemeinsame Login.
Bei der Tamedia habe ich die Datenschutzbestimmungen aufmerksam studiert. Und die haben es in sich. Da ist Google regelrecht heilig. Die Frage nach dem Löschen eines Logins wird natürlich nicht behandelt. Nach Anfrage per E-Mail wurde mir mitgeteilt, dass man das Konto «selbstverständlich» wieder löschen könne und man dazu «Scan von der ID, User Name und registrierte Mailadresse» benötige. Auf meine Rückfrage hin, ob damit die offizielle ID (welche man auch zum Reisen braucht) meinte, wurde dies bejaht und ergänzt, dass der Pass auch gehe. (Es gibt ja heute einige sogenannte «IDs» und «Swisspässe».
M.a.W., wenn ich die ganze Chose löschen will, muss ich noch mehr Daten als bereits schon zur Verfügung gestellt, hergeben. Und später will man das Ganze dann noch mit der SwissID verknüpfen! Da kann ich nur sagen: «Geht’s noch!» Und die Datenschutzbeauftragten schweigen. Wie immer, könnte man sagen.
Dann mache ich jetzt halt ein Login mit dem Fakenamegenerator.
Schade, haben Sie über diesen wichtigen Aspekt nicht geschrieben.