Instant-Messenger Wire: Neues Geschäftsmodell mit Finanzierung aus den USA

Foto: Zaun mit Stacheldraht

Die kostenlose Instant Messaging-App Wire gilt als sichere WhatsApp-Alternative aus Europa:

Die Daten liegen auf Servern in Deutschland und Irland, die Entwickler arbeiten in Berlin und der Sitz befindet sich in der Schweiz.

Nun sorgen sich viele Nutzer um ihre Privatsphäre:

Die Wire-Eigentümerin, eine luxemburgische Holding-Gesellschaft, hatte im Juli 2019 still und leise ihren Sitz in die USA verlegt, wie einem kürzlich veröffentlichten «Wire Business Update» zu entnehmen ist.

Hintergrund ist die Beteiligung von Morpheus Ventures und anderen Venture-Capital-Gesellschaften mit Risikokapital im Umfang von 8.2 Millionen Dollar.

TechCrunch schreibt in diesem Zusammenhang unter anderem:

«Big changes are afoot for Wire, an enterprise-focused end-to-end encrypted messaging app and service that advertises itself as ‹the most secure collaboration platform›. In February, Wire quietly raised $8.2 million from Morpheus Ventures and others, we’ve confirmed — the first funding amount it has ever disclosed — and alongside that external financing, it moved its holding company in the same month to the US from Luxembourg, a switch that Wire’s CEO Morten Brogger described in an interview as ‹simple and pragmatic.›

He also said that Wire is planning to introduce a freemium tier to its existing consumer service — which itself has half a million users — while working on a larger round of funding to fuel more growth of its enterprise business — a key reason for moving to the US, he added: There is more money to be raised there.»

Und:

«The news of Wire’s US move and the basics of its February funding — sans value, date or backers — came out this week [… and …] raises questions about whether a company that trades on the idea of data privacy should itself be more transparent about its activities.

Specifically, the changes to Wire’s financing and legal structure were only communicated to users when news started to leak out, which brings up questions not just about transparency, but about the state of Wire’s privacy policy, given the company’s holding company now being on US soil.»

Die fehlende Transparenz wurde unter anderem von Edward Snowden kritisiert:

«[…] This is not appropriate for a company claiming to provide a secure messenger — claims a large number of human rights defenders relied on – and we need facts.»

Gemäss Handelsregistereintrag der Wire Swiss GmbH wurde der Sitz der bisherigen Zeta Holdings Luxembourg SA nicht in die USA verschoben, sondern alleinige neue Eigentümerin ist die Wire Group Holdings Inc. mit Sitz im amerikanischen Bundesstaat Delaware. Die 200 Stammanteile an der Wire Swiss GmbH wurden bereits im Juli 2019 übertragen.

Neues Geschäftsmodell mit Unternehmen als Kunden

Wire betont, die Daten würden weiterhin auf Servern in Europa liegen, die Entwickler würden weiterhin in Berlin arbeiten und die Lizenzierung der App würde weiterhin durch Wire in der Schweiz erfolgen. Ausserdem sei der Quelltext weiterhin bei GitHub abrufbar und Unternehmenskunden könnten Wire auf ihrer eigenen Infrastruktur betreiben.

In jedem Fall richtet sich Wire nun nicht mehr an Konsumenten, sondern setzt auf ein neues Geschäftsmodell mit Unternehmen als Kunden:

Die kostenlose Wire Secure Messenger-App ist zwar in den App Stores noch erhältlich. Auf der Wire-Website werden nun ausschliesslich kostenpflichtige Angebote für Unternehmen («Sichere Kommunikation, Telefon- und Videokonferenzen sowie Dateiaustausch. Alles durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt.») beworben.

Damit begibt sich Wire in Konkurrenz zu Angeboten wie Skype und Teams von Microsoft sowie Slack und Zoom. Nutzer der bisherigen Wire-App sollten sich deshalb nicht darauf verlassen, dass die bisherige App kostenlos oder überhaupt verfügbar bleibt.

Unternehmen, die Wire Pro nutzen, müssen die Nutzung von zwei Jahren im Voraus bezahlen. Man kann darin ein kurzfristiges Bedürfnisse von Wire nach Liquidität sehen.

Unklar ist, wieso Wire behauptet, «vollständig konform mit den strikten Datenschutzgesetzen der Schweiz und der EU» zu sein:

So wird in der Datenschutzerklärung von Wire die einschlägige Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) mit keinen Wort erwähnt und es fehlen auch die Angaben zum erforderlichen EU-Datenschutz-Vertreter.

Das heutige Datenschutzgesetz (DSG) in der Schweiz hält niemand für streng, der sich mit Datenschutzrecht befasst, weshalb es sich in Revision befindet.

Wire-Nutzer, die Wert auf ihre Privatsphäre legen, müssen sich überlegen, auf eine andere Instant Messaging-App zu wechseln. In Frage kommt insbesondere Signal.

Bild: Pixabay / 3557203 , Public Domain-ähnlich.

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