Öffentlichkeitsprinzip: Zugang zum Epidemie-Handbuch am Universitätsspital Basel

Foto: Stoffmaske, Hygienemaske und AtemschutzmaskeVor einigen Monaten verschwand beim Universitätsspital Basel das Epidemie-Handbuch «SARS-CoV-2 / COVID-19» von der Website. Vorher war das Handbuch in der jeweils aktuellen Version als PDF-Datei veröffentlicht worden.

Für das Epidemie-Handbuch ist Prof. Sarah Tschudin Sutter verantwortlich. Ich bat sie am 23. Oktober 2021 per E-Mail, mir das Handbuch zur Verfügung zu stellen oder es wieder zu veröffentlichen. Der Empfang meiner E-Mail wurde bestätigt, doch erhielt ich – soweit ersichtlich – keine inhaltliche Rückmeldung von Frau Tschudin Sutter.

Im Kanton Basel-Stadt gilt das Öffentlichkeitsprinzip. Ich nutzte deshalb am 14. November 2021 die Möglichkeit, über ein Online-Formular um Zugang zum Epidemie-Handbuch zu ersuchen. Ich ersuchte um Zugang zur aktuellen sowie allen früheren Fassungen des Handbuches.

Am nächsten Tag wurde mir von der Basler Staatskanzlei bestätigt, dass mein Gesuch eingegangen sei. Am darauffolgenden Tag wurde mir mitgeteilt, dass mein Gesuch an das Universitätsspital Basel weitergeleitet worden sei.

Mit Schreiben vom 19. November 2021 wurde mir das aktuelle Epidemie-Handbuch vom Rechtsdienst des Universitätsspitals Basel in gedruckter Form zugestellt.

Das nutzerfreundliche Online-Formular und die schnelle Bearbeitung durch den Kanton Basel-Stadt sind lobenswert. Es ist auch erfreulich, dass das Universitätsspital Basel das Epidemie-Handbuch zumindest in der aktuellen Fassung ohne weiteres zur Verfügung stellte.

Bedauerlich und unverständlich ist hingegen, dass das Universitätsspital Basel das Epidemie-Handbuch nicht wieder über seine Website der Internet-Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Gemäss meinem Kenntnisstand lieferte das Universitätsspital Basel bislang keine Begründung, wieso das Handbuch nicht mehr als PDF-Datei veröffentlicht wird.

Exkurs: Infektionsschutz am Universitätsspital Basel

Schutz mit FFP2-Masken nur in Ausnahmefällen

Ein möglicher Grund gegen die erneute Veröffentlichung könnte Kritik am Infektionsschutz am Universitätsspital Basel sein.

Dokument: Epidemie-Handbuch des Universitätsspitals Basel betreffend FFP2-Masken (Auszug)

Das Handbuch zeigt unter anderem, dass für das Personal am Universitätsspital Basel nur in Ausnahmefällen ein wirksamer Schutz mit FFP2-Masken oder vergleichbaren Atemschutzmasken vorgesehen ist.

FFP2-Masken werden lediglich bei «aerosol-produzierenden Massnahmen» getragen, ansonsten trägt das Spitalpersonal nur Hygienemasken. Dabei ist klar, dass jeder Mensch, der amtet, Aerosol-bildend ist.

Das Spitalpersonal sollte sich und andere durch das Tragen von FFP2-Masken jederzeit wirksam schützen können.

«Long Covid» nach Ansteckungen beim Spitalpersonal

Ende Oktober 2021 wurde bekannt, dass das Universitätsspital Basel eine Studie zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Ansteckungen mit dem Coronavirus beim Spitalpersonal durchgeführt hatte (Primärquelle):

«567 Angestellte des Universitätsspitals Basel hatten sich bis Ende Mai dieses Jahres mit Covid-19 angesteckt. 260 Betroffene nahmen an der Studie teil, die ein Team um den Basler Infektiologen Manuel Battegay durchgeführt hat.»

Und:

«Die meisten der Studienteilnehmer hatten einen milden Krankheitsverlauf. Aber: 26,5 Prozent von ihnen litten auch drei Monate nach der Infektion noch an Symptomen, zwölf Monate nach Krankheitsbeginn gaben immer noch 13,5 Prozent an, dass Einschränkungen zurückgeblieben seien. Die am häufigsten genannten Symptome waren Müdigkeit/Erschöpfung, Geschmacks- und Geruchsverlust und allgemeine Schwäche.»

Der erwähnte Prof. Dr. Manuel Battegay ist am Universitätsspital Basel für Infek­tio­logie & Spitalhygiene verantwortlich und damit auch für die Entscheidung, das Spitalpersonal nur ausnahmsweise mit FFP2-Masken zu schützen.

Max-Planck-Institut: «Infektionsgefahr nur noch im Promille-Bereich» mit FFP2-Masken

Mit korrekt getragenen FFP2-Masken ist das Infektionsrisiko äusserst gering, auch im Vergleich zu Hygienemasken oder OP-Masken, wie unter anderem eine aktuelle Studie zeigt (Primärquelle):

«Infektionsgefahr nur noch im Promille-Bereich: Eine neue Studie zeigt, wie effektiv FFP2-Masken sind – wenn sie korrekt getragen werden. Ohne Maske und selbst mit viel Abstand beträgt das Ansteckungsrisiko dagegen fast 100 Prozent. FFP2-Masken bieten einen extrem hohen Schutz vor einer Corona-Infektion. Das geht aus einer Studie des Max-Planck-Instituts hervor. Wenn sich ein infizierter und ein gesunder ungeimpfter Mensch in einem Innenraum auf kurzer Distanz begegnen, liegt die Ansteckungsgefahr demnach auch nach 20 Minuten nur bei 0,1 Prozent. Ist die Person geimpft, sinkt das Ansteckungsrisiko sogar noch weiter, so die Forscher.»

Und:

«Die Analyse der Forscher zeigt auch, dass dicht abschließende FFP2-Masken im Vergleich zu gut sitzenden OP-Masken 75 mal besser schützen. Dennoch senken auch medizinische Masken bei guter Passform die Infektionsgefahr auf maximal zehn Prozent.»

Hygienemasken sind selbstverständlich nicht wirkungslos, aber FFP2-Masken schützen erheblicher besser. Hygienemasken dienen in erster Linie dem Fremdschutz und nicht dem Eigenschutz.

Die erwähnte Studie am Universitätsspital Basel erfasste damit auch die Folgen der fehlenden FFP2-Masken beim Spitalpersonal. In der Studie werden diese Folgen wie folgt zusammengefasst:

«Our study shows that a relevant proportion of healthcare workers with mild COVID-19 report persisting symptoms over 3 and 12 months.»

Der Tages-Anzeiger lieferte folgende Zusammenfassung:

«Long Covid verschärft den Pflege-Notstand – Eine Studie des Universitätsspitals Basel zeigt erstmals, dass Long Covid auch beim medizinischen Personal in der Schweiz ein Problem ist – und die Belastungen durch die Pandemie noch verschlimmert.»

Diese Folgen hat Battegay, der am Universitätsspital Basel für Infek­tio­logie & Spitalhygiene zuständig ist, zu verantworten. Ich halte die Studie damit für ethisch äusserst fragwürdig. Das Spitalpersonal wurde und wird einer unnötigen Infektionsgefahr ausgesetzt.

Spitalpersonal weiterhin standardmässig ohne FFP2-Masken

Gemäss dem Epidemie-Handbuch in der aktuellen Fassung sind FFP2-Masken am Universitätsspital Basel weiterhin nur für «Personal, welches aerosol-produzierende Massnahmen durchführt», vorgesehen. Ohne die Durchführung solcher Massnahmen trägt das Spitalpersonal selbst bei Verdachtspatienten nur Hygienemasken.

Sogar bei Spitalpersonal, das an COVID-19 erkrankt ist, aber wegen Personalmangel trotzdem arbeiten muss, wird das Tragen einer FFP2-Maske ausdrücklich ausgeschlossen und es muss lediglich eine OP-Maske getragen werden.

In Deutschland gibt es übrigens in Bayern und anderswo eine FFP2-Maskenpflicht unter anderem beim Einkaufen und im öffentlichen Verkehr.

Siehe auch: So gut schützen Masken – Detaillierte Studie weist das maximale Risiko einer Coronainfektion für verschiedene Szenarien mit und ohne Masken aus (Max-Planck-Gesellschaft)

Bild: Pixabay / Bellahu123, Pixabay-Lizenz.

2 Kommentare

  1. Als Krebspatientin, war ich letzten Sommer bei der Maskenpflicht lockerung dankbar, dass meine Onkologin hartnäckig, weiterhin auf das Tragen der Maske in der Onkologie bestand. Allerdings, Therapien (Invusionen),habe ich teilweise im Gang sitzend absolviert, weil Therapieräume, mit bis zu 6 Personen (mit und ohne Masken mix), belegt waren. Inzwischen ist die Onkologie im Pareterre und verfügt über andere grössere Therapieräume, welche aber auch schon völlig belegt waren mit Patienten. Abstand zu einander etwa 120 cm. Ohne Maskenpflicht!
    So nun bedanke ich mich gerne noch, für ihr Engagement für Risikopatienten!
    Schönen Abend aus Basel

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