Sommerzeit: Europa scheitert weiterhin an der Abschaffung der Zeitumstellung

Foto: Altmodischer Wecker

Die halbjährige Zeitumstellung bleibt ein Symbol für die Unfähigkeit von Behörden und Politik in Europa. Seit Jahren kann sich die Europäische Union nicht auf eine ganzjährig geltende Zeit einigen.

Das Gleiche gilt für die USA, wo ab diesem Jahr die Sommerzeit das ganze Jahr hätte gelten sollen. Der Sunshine Protection Act wurde im amerikanischen Senat ohne Gegenstimme angenommen, dann aber im Repräsentantenhaus nicht behandelt.

Mit Blick auf die anhaltende Krise bei der Stromversorgung wäre ständige Sommerzeit vorteilhaft, wie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) herausgefunden hat:

«Die Umstellung auf die Sommerzeit kann die Kühlenergie eines Bürogebäudes um bis zu knapp sechs Prozent verringern. Gleichzeitig kann der Heizbedarf aufgrund des früheren Arbeitsbeginns am Morgen um bis zu 4.4 Prozent ansteigen. Da im Sommer aber viel mehr Kühl- als Heizenergie verbraucht wird, hat die Zeitumstellung gesamthaft gesehen einen positiven Einfluss auf die Energiebilanz eines Gebäudes […].»

Die Schweiz jedenfalls «verfolgt die Entwicklung» und lobt ihre Atomuhren:

«Für die Feinjustierung der Weltzeit spielen speziell genaue Atomuhren, sogenannte Primärfrequenznormale, eine besondere Rolle. Rund ein Dutzend solcher Primärfrequenznormale auf der ganzen Welt tragen regelmässig zur Genauigkeit der Weltzeit bei. Eine dieser speziellen Atomuhren befindet sich im METAS: die Fontaine Continue Suisse (FoCS). Sie läuft so genau, dass es 30 Millionen Jahre dauern würde, bevor zwei gleichartige Uhren eine Sekunde Unterschied aufweisen würden.»

Schweiz: «Genaue und sorgfältige Prüfung» mit Blick auf Europa

Bundesrätin Karin Keller-Sutter äusserte sich 2021 im Nationalrat wie folgt zu einem allfälligen Nachvollzug einer einheitlichen Zeit im übrigen Europa:

«Der Bundesrat verfolgt die Entwicklung in unseren Nachbarländern genau und wird sorgfältig prüfen, ob eine allfällige Anpassung der Zeitregelung sinnvoll und im Interesse der Schweiz ist.»

Und:

«Das EU-Parlament hiess im März 2019 einen Vorschlag zur Abschaffung der halbjährlichen Zeitumstellung gut. Dieser Vorschlag sah vor, die Umstellung auf Sommerzeit ab dem Jahr 2021 abzuschaffen. Der EU-Rat hat aber seinen Standpunkt hierzu noch nicht festgelegt. Es wurde somit in der EU noch keine endgültige Entscheidung getroffen, und die derzeitige Regelung mit der halbjährlichen Zeitumstellung bleibt vorerst in Kraft. Bundesrat und Parlament haben immer darauf geachtet, dass die Schweiz über eine Zeitregelung verfügt, die mit derjenigen unserer Nachbarstaaten übereinstimmt. Das war sowohl 1894 bei der Einführung der Mitteleuropäischen Zeit der Fall als auch 1980 bei der Einführung der halbjährlichen Zeitumstellung. […]»

Siehe auch:

PS: Taiwan übrigens hat keine Sommerzeit, «sitzt» dafür aber in der falschen Zeitzone – auch aus politischen Gründen!

Bild: Pixabay / avalonrose, Public Domain-ähnlich.

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