IncaMail: Kosten für elektronischen Rechtsverkehr steigen um 241.4 Prozent

Screenshot: Preise für IncaMail (29. März 2023)

IncaMail, eine Plattform für den elektronischen Rechtsverkehr in der Schweiz, hat still und leise den Preis mehr als verdreifacht.

Für den elektronischen Rechtsverkehr (ERV) in der Schweiz muss eine von zwei Zustellplattformen verwendet werden: IncaMail der staatlichen Schweizerischen Post oder PrivaSphere der gleichnamigen privaten Anbietern.

Mit dem ERV kann man qualifiziert signierte PDF-Dateien an Gerichte und einige andere Behörden senden und zwar mit der Versandart «Einschreiben».

IncaMail meldete mir heute mit, ich müsse dafür über ein «Premium»-Konto verfügen. Mein bestehendes Abonnement war – wie beim Abschluss vor rund einem Jahr erwähnt – nicht automatisch verlängert worden.

In jedem Fall stellte ich beim Kauf fest, dass die Post den Preis für IncaMail erheblich erhöht hatte:

Am 23. März 2022 hatte ich für ein «Premium»-Jahresabonnement CHF 29.00 brutto bezahlt, nun musste ich CHF 99.00 brutto bezahlen.

Im Ergebnis hat die Post den Preis um 241.4 Prozent erhöht!

Mit dem «Premium»-Konto könnten «unlimitiert E-Mails mit IncaMail» versendet werden. Für die Post bedeutet «unlimitiert» übersetzt maximal 50 E-Mails pro Tag. Das sollte für die meisten Nutzer zwar ausreichen, ist aber keine gängige Definition von «unlimitiert».

Im Dezember 2022 hatte die Post das gleiche «Premium»-Abonnement noch für die erwähnten CHF 29.00 brutto pro Jahr verkauft.

Bei PrivaSphere, der anderen Zustellplattform, ist die Nutzung je nach Preisplan günstiger oder teurer als bei IncaMail. Es kann sich lohnen, den Preis mit Blick auf die eigene Nutzung zu vergleichen.

Zukunft: Elektronischer Rechtsverkehr via Justitia.swiss

Mit dem Projekt «Justitia 4.0» soll der elektronische Rechtsverkehr in der Schweiz ausgebaut werden, insbesondere mit der zentralen Plattform «Justitia.swiss». Die Nutzung wird in den Verfahrenskosten inbegriffen sein.

Wenn die neue Plattform wie geplant in Betrieb genommen werden kann, werden die heutigen Zustellplattformen ab 2027 / 2028 nicht mehr erforderlich sein. Entwicklung und Betrieb wurden an die Zühlke Engineering AG und die ELCA Informatik AG vergeben.

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2 Kommentare

  1. Sehr geeehrter Herr Kollege

    Mit Interesse habe ich Ihren obenstehenden Artikel gelesen. Im Hinblick auf Justita 4.0 versuche ich meine Einfrau-Anwaltskanzlei langsam aber sicher zu digitalisieren. Dies scheint mir aber nicht so einfach zu sein, mein IT-Berater hat mir SeppMail für die Verschlüsselung von E-Mails empfohlen, nur leider kann ich damit keine digitalen Eingaben bei den Gerichten machen. Ich überlege mir nun, bei IncaMail ein Premium-Abo abzuschliessen. Nun bin ich mir aber nicht sicher, ob dieses Abo ausreichend ist, oder ob ich eine Business-Lösung, welche notabene wesentlich teurer ist, wählen muss. Kennen Sie sich diesbezüglich allenfalls aus und könnten mir einen Tipp geben?

    Mit freundlichen kollegialen Grüssen
    Nicole Schnoor

    1. @Nicole Schnoor:

      Die kostenpflichtige Premium-Variante von IncaMail genügt. Für die notwendigen elektronischen Signaturen können Sie einen Dienst wie Skribble verwenden.

      Alternative für E-Mail und Signaturen, aber ein bisschen nerdig: https://www.privasphere.com/

      Für SeppMail sehe ich keine Notwendigkeit. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie im Alltag Ihre E-Mail-Empfänger:innen mit verschlüsselten E-Mails belästigen möchten.

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