Threads: Müssen wirklich Gesundheitsdaten an Meta geliefert werden?

Bild: Nutzer sitzt am Computer, während seine Gesundheitsdaten übermittelt werden (AI-generiert)

Die Twitter-Alternative Threads von Meta soll ein «Privacy Nightmare» sein. Muss man wirklich Gesundheitsdaten an Meta liefern, um Threads nutzen zu können, wie teilweise behauptet wird?

Wer «Threads, an Instagram app» im App Store von Apple aufruft, stellt bei den Angaben zur «App Privacy» tatsächlich fest, dass «Health & Fitness» als Kategorie bei «Data Linked To You» erwähnt wird.

Wer die «Details» aufruft, findet die «Health & Fitness»-Kategorie bei «Analytics» und «App Functionality».

Wenn man die App nutzt, wird man nicht gefragt, ob man Gesundheitsdaten liefern will – im Guten wie im Schlechten:

  • Man kann die App nutzen, ohne Zugriff auf die eigenen Gesundheits- und Fitness-Daten geben zu müssen. (Was für die meisten Nutzerinnen und Nutzer vermutlich auch nicht in Frage käme.)
  • Man kann die App aber nicht nutzen, ohne dass sich Meta vorbehält, sonstige Gesundheits- und Fitness-Daten für «Analytics»-Zwecke zu nutzen.

Die Kategorien «Health» und «Fitness» von Apple sind allerdings breit gefasst:

«Health: Health and medical data, including but not limited to data from the Clinical Health Records API, HealthKit API, MovementDisorderAPIs, or health-related human subject research or any other user provided health or medical data.

Fitness: Fitness and exercise data, including but not limited to the Motion and Fitness API.»

Gesundheitsdaten können demnach auch direkt und freiwillig von Nutzerinnen und Nutzern geliefert werden, indem sie entsprechende Inhalte veröffentlichen. So beschreiben auf bestehenden Social-Media-Plattformen viele Nutzer aus verschiedenen Gründen ihre gesundheitlichen Probleme, zum Beispiel für den Austausch mit anderen Betroffenen.

Kein Geheimnis ist selbstverständlich, dass Meta ein datenbasiertes Geschäftsmodell verfolgt. Wer Threads nutzt, «bezahlt» dafür mit seiner Aufmerksamkeit für Werbung, die Meta verkauft, und diese Aufmerksamkeit wird auf Grundlage der Daten von Nutzerinnen und Nutzern optimiert.

Momentan ist bei Threads keine Werbung zu sehen. Das dürfte sich in Kürze ändern. Wenn Werbung gleich wie bei Instagram funktioniert, dann wird man sie nur als unerwünscht melden, nicht aber die Absender der Werbung stummschalten oder blockieren können.

Wer nicht mit seinen Daten «bezahlen» möchte, muss auf die Nutzung von Threads verzichten. Wer davon ausgeht, dass die Vorteile überwiegen, und das sind für die Meta-Plattformen knapp vier Milliarden Menschen weltweit, hat mit Threads eine vielversprechende Twitter-Alternative zur Verfügung – ganz unabhängig davon, wie europäische Datenschutz-Aufsichtsbehörden und Datenschutz-Aktivisten zu Recht oder Unrecht heftige Kritik an Meta üben.

Threads läuft übrigens auf der Instagram-Plattform und basiert nicht, wie teilweise behauptet wird, auf dem ActivityPub-Protokoll.

Meta hat aber angekündigt, die Kommunikation mit Servern im Fediverse über das ActivityPub-Protokoll zu ermöglichen:

«Unser Plan sieht vor, Threads zu einem Teil des Fediverse zu machen. […] Threads wird auf das ActivityPub-Protokoll setzen und kann so mit anderen Servern kommunizieren, die dieses Protokoll unterstützen. Unsere Vision sieht so aus, dass du durch Threads mit Personen kommunizieren kannst, die andere Fediverse-Plattformen verwenden, die wir weder besitzen noch kontrollieren. […]»

Threads-Nutzer könnten sich auf diesem Web mit Nutzern von Mastodon, Tumblr und WordPress.com austauschen. Auch würde das ActivityPub-Protokoll die Datenübertragbarkeit und Migration zu einer anderen Plattform erleichtern.

Das Fediverse bedeutet einen Kontrollverlust nicht nur für Meta, sondern auch für die Nutzer, worauf Meta hinweist:

«Die Server im Fediverse sind geografisch verteilt und dezentralisiert. Änderungen auf einem Server haben also keine Auswirkungen auf andere Server. Aus diesem Grund wirken sich Änderungen, die du an deinen Posts vornimmst, zwar darauf aus, wie sie auf Threads erscheinen, nicht aber darauf, wie sie auf anderen Servern angezeigt werden. Wenn du zum Beispiel einen Post löschst, ist er auf Threads nicht mehr sichtbar und Threads weist andere Server an, ihn ebenfalls zu löschen. Der Post kann dennoch auf anderen Servern sichtbar bleiben, die Threads nicht kontrolliert. […]»

Meta hat bereits eine Datenschutzerklärung für Threads, welche die Meta-Datenschutzerklärung ergänzt, veröffentlicht.

In der Schweiz ist Threads nicht offiziell verfügbar. Wer Threads dennoch nutzen möchte, kann mindestens als iOS-Nutzer die App mit einem Umweg über einen ausländischen App Store, wo die App verfügbar ist, installieren. Nach Angaben von Meta ist die App in mehr als 100 Ländern verfügbar.


Nachtrag: «Datenschutz Plaudereien» über Threads

In zwei Episoden der «Datenschutz Plaudereien» sprach ich mit Andreas Von Gunten über Threads:

Andreas Von Gunten hat meine Erklärung, wie man Threads aus der Schweiz heraus heute schon nutzen kann, in Form einer ausführlichen Schritt-für-Schritt-Anleitung verbloggt. Ich bin bei Threads unter martinsteiger@threads.net zu finden.

Bild: Microsoft Bing Image Creator.

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