Threads: Meta blockiert Zugriff für Nutzer:innen aus Europa auf Twitter-Alternative

Bild: Smartphone hinter Stacheldraht (AI-generiert)

Für europäische Nutzer:innen von Threads war das Vergnügen von kurzer Dauer: Meta blockiert nun den aktiven Zugriff aus Europa auf die Instagram-basierte Twitter-Alternative, die kürzlich lanciert wurde.

Nutzer:innen, die von Threads als «europäisch» identifiziert werden, können bei Threads nicht mehr liken, posten und so weiter. Beim Abrufen von Inhalten erscheinen teilweise generische Fehlermeldungen.

Meta hatte Threads in über 100 Ländern lanciert, aber nicht in Europa. Ursächlich scheinen weniger datenschutzrechtliche Gründe als die europäische Big Tech-Regulierung mit dem neuen Digital Markets Act (DMA) zu sein.

Rob Sherman, bei Meta für den Datenschutz verantwortlich, hatte sich bei Threads wie folgt geäussert:

«There’s been some discussion about why we haven’t launched Threads in the EU yet. We would have liked to offer Threads in the EU at the same time as other markets, and the app does meet GDPR requirements today. But building this offering against the backdrop of other regulatory requirements that have not yet been clarified would potentially take a lot longer, and in the face of this uncertainty, we prioritized offering this new product to as many people as possible.»

Alex Agius Saliba, Mitglied im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des Europäischen Parlaments, äusserte sich gegenüber Medienschaffenden wie folgt:

«The fact that the Threads service is linked with Instagram means ‹we have an element of sharing of data› at a tech giant that’s a ‹gatekeeper› under EU law, said Maltese Social Democrat lawmaker Alex Agius Saliba, a member of the Parliament’s internal market committee. The delayed rollout in the EU ‹is justified to ensure compliance with the DMA not to have a competitive advantage on other platforms,› he said.»

In der Schweiz ist der europäische DMA nicht anwendbar. Schweizerische Nutzer:innen haben aber das Pech, in einem Land daheim zu sein, dass von Meta gemeinsam mit dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) aus Irland bedient wird.

In den ersten Tagen nach der Lancierung konnte man Threads über ein App Store-Konto in einem der über 100 Länder, in denen die Social Media-Plattform bereits verfügbar ist, auch in Europa nutzen. Inzwischen funktioniert nicht einmal mehr der Zugriff über ein Virtual Private Network (VPN).

In den Ländern, wo Threads verfügbar ist, sind inzwischen über 100 Millionen Nutzer:innen registriert. Aktionäre von Meta dürfen sich über den entsprechenden Erfolg an der Börse freuen.

Das Beispiel zeigt, wie wirksam Geoblocking umgesetzt werden kann, wenn es von Behörden und Regierungen gegenüber marktmächtigen Betreiberinnen von Internet-Plattformen angeordnet wird.

Das Beispiel zeigt aber auch, dass sich Meta tatsächlich vor Sanktionen und Verfahren durch die Europäische Union (EU) fürchtet.

Aus Sicht der EU ist das Geoblocking durch Meta jedenfalls ein Erfolg:

«Die Tatsache, dass Threads für EU-Bürger immer noch nicht verfügbar ist, zeigt, dass die EU-Regeln funktionieren.»

Kritik ist naheliegend, denn Europa ist davon abhängig, Innovationen und Technologien insbesondere aus den USA einkaufen zu können:

«Tech companies and regulatory skeptics have long claimed that laws like the DMA hold back innovation by requiring onerous user protections, but the looming competition law doesn’t stop Meta from introducing new products — and Meta hasn’t indicated it will forgo a European launch.»

Und:

«If anything, the DMA adds friction to slow down a product’s launch and force the company to evaluate how it protects users before letting it out in the wild — even if it diminishes Threads’ popularity out of the gate. But there’s still plenty of uncertainty as companies wait for more guidance later this fall as well as an open question: will complying with Europe’s rules undercut the design that’s let Threads grow so quickly?»

Um es mit den Worten von Box-CEO Aaron Levie zu sagen:

«Why doesn’t the EU just turn off the web?»

Das eigentliche Problem liegt allerdings nicht bei Meta: Für einen grossen Tech-Konzern ist es aufwendig, aber möglich, den «Tsunami» an neuen europäischen Regulierungen zu bewältigen.

Viele Startups und sonstige kleinere oder wachsende Unternehmen hingegen sind nicht in der Lage, den Compliance-Aufwand für den europäischen Markt finanziell und personell zu stemmen.

Im Ergebnis ist zu befürchten, dass die europäische Regulierung noch stärker Tech-Konzerne bevorteilen wird, wie es bereits bei der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu sehen ist.

Bild: Microsoft Bing Image Creator.

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