PONS: Ungeprüfte Beispiele aus dem Internet im Online-Wörterbuch

Wer das Online-Wörterbuch von PONS nutzt, stösst auf russische Propaganda gegen die Ukraine, wie der Tages-Anzeiger schreibt. Ein Beispiel ist der Eintrag für «Ostukraine» im Deutsch-Englisch-Wörterbuch.

PONS erklärt, es handle sich um Beispiele aus dem Internet, die nicht redaktionell geprüft seien:

Screenshot: Eintrag «Ostukraine» im PONS-Online-Wörterbuch

Gleich nach den Beispielen kann man die Funktion «Neuen Eintrag erstellen» nutzen. Bei dieser Funktion erklärt PONS unter anderem:

Screenshot: Funktion «Neuen Eintag erstellen» im PONS-Online-Wörterbuch

«Das Online-Wörterbuch von PONS bietet redaktionell geprüfte Qualität. Daher wird jeder Eintrag vor der Veröffentlichung im Wörterbuch redaktionell geprüft und ggf. überarbeitet.»

Was gilt nun?

Die fragwürdigen Beispiele scheinen in erster Linie von einer russischen Propaganda-Website namens «ukraine-human-rights.org» zu stammen. Eine weitere Quelle scheint «vineyardsaker.de» zu sein, wie der Tages-Anzeiger schreibt.

PONS erklärt zwar, die Beispiele seien nicht geprüft, aber wie kommt PONS überhaupt dazu, Beispiele von solchen Websites anzuzeigen?

Im Tages-Anzeiger spricht Prof. Sylvia Sasse von der Universität Zürich von einem Skandal:

«[…] Für Sasse liegt jedoch der eigentliche Skandal darin, ‹dass Pons offenbar auf Onlineseiten von Verschwörungstheoretikern und Propagandisten des russischen Regimes verweist, obwohl auf den ersten Blick sichtbar ist, dass das üble russische Desinformation ist›. […]»

Wer bei PONS fand es eine gute Idee, ungeprüfte Beispiele aus dem Internet zu veröffentlichen? Wie wurden die verwendeten Quellen ausgewählt?

Im Tages-Anzeiger wird folgende Erklärung von PONS geliefert:

«2016 habe sich Pons entschieden, den Nutzern bei den Übersetzungen durch längere Beispielsätze ‹mehr Inspiration und Kontext bei der Wortnutzung die Hand zu geben›. Damals seien in kurzer Zeit mehrere Millionen Beispielsätze hinzugefügt worden. Als Kriterium dienten vor allem die Wertigkeit bei der Suchmaschine Google sowie weitere formale Kriterien. Die inhaltliche Prüfung war da weniger möglich.»

Mit dem lapidaren Verweis auf «Beispiele aus dem Internet» machte es sich PONS jedenfalls zu einfach. Die Beispiele gelangten nicht von selbst in das Online-Wörterbuch, sondern PONS hatte sich entschieden, ungeprüfte Beispiele aus dem Internet zu veröffentlichen. Das Problem wird aufgrund der russischen Propaganda besonders deutlich, besteht aber unabhängig davon.

Im Ergebnis trägt PONS die inhaltliche Verantwortung – und scheint diese nun aufgrund der aktuellen Medienberichterstattung  immerhin mit Blick auf die russische Propaganda wahrzunehmen.

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