Schweiz: Entwurf für Plattform-Regulierung verzögert sich bis mindestens Herbst 2024

Bild: Schnecke, die ein Gehäuse mit dem Schweizerkreuz trägt, kriecht über eine Tastatur, während auf dem Bildschirm im Hintergrund eine Social Media-Plattform zu sehen ist

Die geplante Regulierung für Internet-Plattformen in der Schweiz verzögert sich. Der Entwurf für eine entsprechende Vorlage, der für Ende März 2024 angekündigt war, verzögert sich bis mindestens Herbst 2024.

Die Verzögerung aufgedeckt hat der Tech-Journalist Grégoire Barbey für die französischsprachige Zeitung «Le Temps» mit einer Nachfrage beim zuständigen Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK):

«La réglementation des grandes plateformes comme Google, Facebook, TikTok ou encore YouTube prend du retard en Suisse. Le Département fédéral de l’environnement, des transports, de l’énergie et de la communication (DETEC) devait livrer fin mars un projet de consultation visant à imposer des règles à ces acteurs transnationaux. Interrogé par Le Temps sur l’état d’avancement des travaux, le DETEC a indiqué que le projet n’aboutirait pas avant cet automne. Les travaux ont été retardés par des complications juridiques portant notamment sur la définition des plateformes dans la loi, ou encore l’obligation de mettre en place un bureau d’enregistrement des plaintes en interne.»

«Die Arbeiten wurden durch rechtliche Komplikationen verzögert […].»

Übersetzt auf Deutsch:

«Die Regulierung der großen Plattformen wie Google, Facebook, TikTok oder auch YouTube verzögert sich in der Schweiz. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) sollte Ende März einen Konsultationsentwurf liefern, der diesen transnationalen Akteuren Regeln auferlegen sollte. Auf die Frage von Le Temps nach dem Stand der Arbeiten erklärte das UVEK, dass der Entwurf nicht vor diesem Herbst abgeschlossen sein werde. Die Arbeiten wurden durch rechtliche Komplikationen verzögert, die insbesondere die Definition von Plattformen im Gesetz oder auch die Verpflichtung zur Einrichtung einer internen Beschwerdestelle betrafen.»

Wenn es zu einer schweizerischen Plattform-Regulierung nach europäischem Vorbild kommt, dann frühestens 2027 oder 2028, wie Alt-Nationalrat Jean-Christophe Schwaab erläutert:

«La suite du processus est encore longue avant d’aboutir à une réglementation effective. Selon Jean Christophe Schwaab, rompu à la mécanique fédérale, il faudra compter au moins trois ans avant d’envisager une entrée en vigueur d’une loi. ‹Le Conseil fédéral peut toutefois abandonner le projet à l’issue de la consultation›, précise l’ancien conseiller national.»

«Der weitere Prozess ist noch langwierig, bevor es zu einer effektiven Regelung kommt.»

Übersetzt auf Deutsch:

«Der weitere Prozess ist noch langwierig, bevor es zu einer effektiven Regelung kommt. Laut Jean Christophe Schwaab, der mit der föderalen Mechanik vertraut ist, wird es mindestens drei Jahre dauern, bis ein Gesetz in Kraft treten kann. ‹Der Bundesrat kann das Projekt jedoch nach Abschluss der Vernehmlassung fallen lassen›, präzisiert der ehemalige Nationalrat.»

Der erwähnte Jean-Christophe Schwaab hatte 2016 als Nationalrat mit Motion 16.4080 gefordert, dass Social Media-Plattformen über eine Vertretung in der Schweiz den schweizerischen Behörden Nutzerdaten für die Strafverfolgung übermitteln müssen.

Mit dem neuen Datenschutzgesetz (DSG) wurde in Art. 14 u. 15 DSG erst einmal eine schweizerische Datenschutz-Vertretung eingeführt. Als Vorbild diente Art. 27 der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Die Schweiz brauchte mehr als fünf Jahre, um ihr Datenschutzrecht dem aktuellen Stand in Europa anzupassen. Insofern entspricht die Verzögerung bei der Plattform-Regulierung den Erwartungen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Felder mit * sind Pflichtfelder.