Stockfoto-Abmahnungen von Copyright Agent für Alamy

Bild: Abmahnungen aus Dänemark (KI-generiert)

Die britische Stockfoto-Anbieterin Alamy lässt Abmahnungen durch Copyright Agent in Dänemark versenden. Alamy ist bekannt für fragwürdige Geldforderungen mit Verweis auf angebliche Urheberrechtsverletzungen.

Die Abmahnungen von Copyright Agent für verwendetes Bildmaterial werden normalerweise per E-Mail verschickt. In den E-Mails in der deutschsprachigen Variante schreibt Copyright Agent unter anderem:

«Anlass dieses Schreibens ist die Verwendung von geschütztem Bildmaterial, an welchem Alamy die Vertriebsrechte hält. Unser Kunde, Alamy, hält die exklusiven Rechte das betreffende Bild zu vergüten.»

Und:

«Wir setzen uns mit Ihnen in Verbindung, um festzustellen, ob die erforderliche Lizenz für die Verwendung des betreffenden Bildes erworben wurde, da unser Kunde den Verkauf einer Lizenz für die Verwendung dieses Bildes auf der betreffenden Domain nicht ausfindig machen konnte. […].»

Gleichzeitig behauptet Copyright Agent von Anfang an «Ansprüche […] auf Beseitigung, Unterlassung der Nutzung und Zahlung eines Entschädigungsbetrages» für den Fall, dass die Abgemahnten nicht über eine gültige Lizenz verfügen.

Mit rechtlichen Erläuterungen hält sich Copyright Agent nicht lange auf und schreibt lediglich:

«[Das Bildmaterial] erfüllt die Anforderungen einer ‹geistigen Schöpfung der Literatur und Kunst mit individuellem Charakter› und ist infolgedessen durch Art. 2 Urheberrechtsgesetz (URG) geschützt. Fotografische Wiedergaben und mit einem der Fotografie ähnlichen Verfahren hergestellte Wiedergaben dreidimensionaler Objekte gelten als Werke, auch wenn sie keinen individuellen Charakter haben.»

Copyright Agent verweist in den Abmahn-E-Mails auf ein Portal zur Abwicklung der Abmahnungen unter https://cases.copyrightagent.com/. Das Vorgehen erinnert an COPYTRACK und PicRights.

Das Portal dient im Wesentlichen der Abwicklung der «Zahlung eines Entschädigungsbetrages». Die Abgemahnten können per Banküberweisung oder mit Stripe bezahlen.

Die Zahlungen, die im Auftrag von Alamy gefordert werden, bewegen sich häufig im dreistelligen Frankenbereich. Copyright Agent möchte sichtbar einen Anreiz schaffen, dass die Forderungen ungeprüft beglichen werden.

Wie die geforderten Beträge zustande kommen, beschreibt Alamy lediglich allgemein in fehlerhaftem Deutsch:

«Unsere Forderung besteht aus einer Fiktiven Lizenz Berechnung, welcher sich nach der Art der Webseite und Dauer seit Veröffentlichung des Bildes auf der entsprechenden Webseite zusammensetzt. Die Kosten werden aus der Liste der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing entnommen. Laut den AGBs der Bildagenturen Deutschlands werden Verstöße normalerweise für das 5 fache der Kosten der mfm Liste entnommen oder nach dem ursprünglichen Honorar berechnet.»

Für weitere Informationen verweist Copyright Agent auf eine Seite mit «Frequently Asked Questions».

Die geforderten Beträge liegen in jedem Fall deutlich über den Preisen, die Alamy für das betreffende Bildmaterial auf der eigenen Website verlangt.

Dort kostet ein Bild, das einzeln lizenziert wird, pauschal EUR 40.00. Wer das «25 Image Pack» als «Best Value» kauft, zahlt pauschal EUR 9.20 pro Bild. Mit den Abmahnungen von Copyright Agent soll das Bildmaterial plötzlich um Faktor 10 und mehr wertvoller sein.

Dokument: «Letter of Authorisation» von Alamy

Die Rechte am abgemahnten Bildmaterial behauptet Alamy mit einem «Letter of Authorisation».

Die «Authorisation» wird von Gemma Richtie-Day unterzeichnet, nach eigenen Angaben «Infringements Manager». Gemäss ihrem Profil bei LinkedIn ist die ehemalige HR-Beraterin bei Alamy inzwischen als «Additional Revenues Manager» tätig.

Inwiefern eine Person in dieser Position bei Alamy bzw. der Muttergesellschaft PA Media Group zeichnungsberechtigt ist, bleibt unklar. In jedem Fall handelt es sich lediglich um eine Behauptung in eigener Sache.

Alamy ist denn auch bekannt für fragwürdige Geldforderungen, wie man in der deutschsprachigen Wikipedia nachlesen kann:

«Die Inhaber der Urheberrechte sind oftmals nicht erkennbar; somit ist oft auch unklar, ob Alamy rechtmäßig die Fotos weitervertreibt und ob Alamy über die Rechte verfügt Gebühren für das jeweilige Bild zu erheben. Für Nutzer besteht so die Gefahr, gegebenenfalls von den eigentlichen Eigentümern der Urheberrechte aufgrund einer Urheberrechtsverletzung verklagt zu werden oder Gebühren für Bilder zu zahlen, für die keine Copyright-Ansprüche bestehen.»

Gemäss der englischsprachigen Wikipedia fordert Alamy manchmal sogar Geld für Bilder, die frei verwendet werden dürfen, betreibt also Copyfraud:

«Alamy has been criticized for claiming copyright of public domain or otherwise freely licensed images.»

Wie reagiert man richtig auf Abmahnungen von Copyright Agent?

  1. Nichts überstürzen! Wer leichtfertig die geforderte Zahlung leistet oder Informationen an Copyright Agent liefert, riskiert, sich zu schaden.
  2. Sachverhalt dokumentieren! Wenn das abgemahnte Bildmaterial tatsächlich verwendet wird, sollte das Bildmaterial gespeichert und die Verwendung mit Screenshots dokumentiert werden. Danach kann das Bildmaterial vorsorglich und vollständig gelöscht werden.
  3. Abmahnung sorgfältig prüfen! Die Abmahnungen von Copyright Agent stehen meist auf schwachen Füssen. Die Abmahnungen werden vielfach mit den immer gleichen Texten und ohne Rücksicht auf den Einzelfall erstellt. Die Forderungen und Vorwürfe sollten sorgfältig geprüft werden, um über das bestmögliche weitere Vorgehen entscheiden zu können.
  4. Unterstützung rechtzeitig suchen! Wer nicht über die Erfahrung und das Fachwissen verfügt, um eine Abmahnung von Copyright Agent beurteilen zu können, riskiert eine ungerechtfertigte Zahlung zu leisten. Es hilft deshalb in den meisten Fällen, von Anfang an die Unterstützung durch erfahrene und unabhängige Fachpersonen zu suchen.

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