Stämpfli-Verlag löscht E-Books und viele andere Kundendaten mit lediglich zwei Wochen Vorwarnung

Foto: Papierstreifen aus einem Aktenvernichter

Der juristische Stämpfli-Verlag in der Schweiz hat eine neue Website lanciert. Dabei wurden viele Daten der bisherigen Kundinnen und Kunden gelöscht, unter anderem alle gekauften E-Books.

Screenshot: E-Mail des Stämpfli-Verlags vom 29. Juli 2024 betreffend neue Website (Auszug)

Als Kunde erhielt ich am 29. Juli 2024 vom Stämpfli-Verlag eine E-Mail mit unter anderem folgendem Inhalt:

«Wir sind soweit: Unsere neue Website ist da!

Sie erhalten diese Info-Mail, weil Sie in unserem alten Shop registriert waren.

Mit unserer E-Mail vom 12. Juli 2024 haben wir Sie bereits über die Vorteile der künftigen Website informiert und Ihnen mitgeteilt, wie Sie Ihre Daten aus Ihrem Kundenkonto vorab sichern können.

Gerne können Sie sich nun einmalig neu registrieren und unsere neue Website in vollem Umfang nutzen.»

E-Mail vom 12. Juli 2024? Daten sichern?

Ich entdeckte tatsächlich eine E-Mail vom 12. Juli 2024 vom Stämpfli-Verlag, die ich noch nicht gesehen hatte. In dieser E-Mail hiess es unter anderem:

«Unser neuer Webauftritt geht demnächst online. Sichern Sie jetzt Ihre Daten!»

Und weiter unten in der E-Mail:

«Aufgrund der umfangreichen Systemumstellung kann Ihr Shop-Konto leider nicht übernommen werden. Wir werden Sie am 29. Juli 2024 daran erinnern, wenn Sie sich neu registrieren können.»

Und nochmals weiter unten in der E-Mail:

«Laden Sie Ihre E-Books frühzeitig herunter. Nach dem Webrelaunch sind die Downloadlinks nicht mehr erreichbar und nicht wiederherstellbar.»

Im Klartext: Wer in der sommerlichen Ferienzeit aufgrund der E-Mail vom 12. Juli 2024 nicht innert rund zwei Wochen seine Daten beim Stämpfli-Verlag sicherte, hat diese Daten nun verloren.

Der Datenverlust betrifft nicht nur alle gekauften E-Books, sondern auch die Bestellhistorie, die Merklisten, die Rechnungen und die Statistiken.

Ferner war der Stämpfli-Verlag nicht in der Lage, den bisherigen E-Mail-Newsletter über neue Publikationen fortzuführen. Man muss sich für diesen Newsletter, der neuerdings monatlich statt wöchentlich erscheint, neu anmelden:

«Falls Sie bisher die wöchentlichen Neuerscheinungen erhalten haben, wurden diese E-Mails mit der neuen Website eingestellt. Abonnieren Sie hier das monatliche Neuerscheinungsmail mit allen juristischen Neuerscheinungen aus der Schweiz.»

Für den neuen Newsletter konnte ich mich via CleverReach registrieren, nicht aber für ein neues Nutzerkonto auf der neuen Website.

Das Problem war nicht, dass das Formular für die Registrierung die Anrede «Frau» oder «Herr» erzwingt.

Das Problem war auch nicht, dass man die E-Mail-Adresse – einmal als «E-Mail» bezeichnet – zwei Mal eingeben muss, während Kopieren und Einfügen standardmässig gesperrt ist.

Das Problem war ebenfalls nicht das verwendete lange Passwort, denn die minimale Passwortlänge beträgt lediglich vier Zeichen und es scheint keine sonstigen Passwort-Vorgaben zu geben.

Das Problem war ferner nicht, dass der Login über die wenig vertrauenswürdige Internet-Adresse https://staempfli-keycloak.pim.red/ führt, die im Passwort-Manager erst einmal hinterlegt werden muss.

Das Problem war, dass ich mich nach der scheinbar erfolgreichen Registrierung mit den neuen Zugangsdaten nicht anmelden konnte.

Die «Passwort vergessen»-Funktion war auch nicht hilfreich. Ich erhielt die versprochene E-Mail, um ein neues Passwort setzen zu können, bislang nicht …

Was bringt einen renommierten juristischen Verlag dazu, seine Kunden so zu behandeln?


Nachtrag: Keine Registrierung mit Plus-E-Mail-Adressen   

Inzwischen weiss ich, wieso die Registrierung für ein neues Nutzerkonto nicht funktionierte. Die Registrierung scheint mit Plus-E-Mail-Adressen nicht zu funktionieren, ohne dass aber eine Fehlermeldung erscheint.

Eine Plus-E-Mail-Adresse hat bei einer persönlichen E-Mail-Adresse das Format vorname.nachname+text@example.com oder auch vorname.nachname+text-mehr-text@example.com.

Plus-E-Mail-Adressen sind nützlich, um zu erkennen, wo man eine E-Mail-Adresse hinterlegt hat. Man kann E-Mails, die an eine entsprechende Plus-E-Mail-Adresse gehen, auch gezielt filtern.

Plus-E-Mail-Adressen sind für E-Mail-Adressen offiziell vorgesehen und müssen deshalb bei jeder Eingabe von E-Mail-Adressen berücksichtigt werden.

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