Hassmails im Namen von SP-Badran verschickt

Aktualisiert

«Sexuelle Erregung»Hassmails im Namen von SP-Badran verschickt

Ein Unbekannter hetzt unter dem Absender der SP-Nationalrätin Jacqueline Badran gegen SVPler Lukas Reimann. Identitätsdiebstähle im Netz nehmen zu.

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Nicht zum ersten Mal wurde im Namen von Jacquelin Badran ein Fake-Mail versendet. Der Inhalt der heutigen Nachricht hat es aber in sich: Adressiert an ausgewählte Vertreter der Grünen, SP und SVP beschuldigt der Urheber des Mails Lukas Reimann, er habe während einer Podiumsdiskussion zur anstehenden AHV-Abstimmung eine Erektion bekommen. Wie das Mail weiter ausführt, «sei er gedanklich anderswo gewesen». So habe er auch danach beim Gespräch mit Min Li Marti Zeichen einer Erregung gezeigt.

Schliesslich fordert die angebliche Jacqueline Badran ihre Parteimitglieder dazu auf, jeglichen Kontakt zu Reimann einzustellen, bis dieser sich öffentlich entschuldigt habe. Von der SVP verlangte die Person eine Stellungnahme zum «vulgären und schlecht vorbereiteten Auftritt» Reimanns.

«Eklig und oberpeinlich»

Bei Badran hinterlässt das Mail ein ungutes Gefühl. Sie hoffe nicht, dass einer der angeschriebenen Personen glauben würde, dass das Geschriebene von ihr stammen könnte. Für sie sei es einfach nur «eklig und oberpeinlich». Dabei passiere es nicht zum ersten Mal, dass in ihrem Namen Mails verschickt würden. So seien diese bisher an Medienleute und Personen aus ihrem Umfeld gegangen. «Dass jetzt aber auch politische Amtsträger angeschrieben und angegriffen wurden, bildet eine neue Dimension», sagt Badran.

Wer hinter dem Mail steckt, weiss Badran nicht. Sie könne sich jedoch gut vorstellen, dass es ein politischer Gegner sei, der sie ganz bewusst ausgewählt habe. Sie selbst habe erst kürzlich auch ein gefälschtes Mail erhalten, in dem sie von Isabelle Moret zum Kaffee eingeladen wurde. Wie sich dann herausstellte, war auch dieses Mail von einer unbekannten Person verfasst. Über geplante rechtliche Schritte wollte sich Badran nicht äussern.

Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren

Für Martin Steiger, Rechtsanwalt und Experte für Recht im digitalen Raum, ist die Thematik brandaktuell. So beobachtet er in seiner Anwaltskanzlei eine stete Zunahme von Identitätsdiebstählen im Netz. Besonders auf Social Media werden ganze Profile kopiert und Personen imitiert. «Meistens als Teil einer Betrugsmasche, um jemanden zu täuschen oder zu erpressen», sagt Steiger. Es gebe aber auch Fälle, bei denen ein Profil zum reinen Spass kopiert wird. Vor allem von jüngeren Personen sei dies als harmloser Scherz gedacht. Laut Steiger sind das allerdings keine Kavaliersdelikte: Versendet jemand unter falschem Namen ein E-Mail, kann dies als Urkundenfälschung gar von Amtes wegen verfolgt und mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren bestraft werden.

Betroffenen Personen würde er empfehlen, rechtliche Schritte in Erwägung zu ziehen. In vielen Fällen lasse sich nämlich herausfinden, wer hinter dem gefälschten Profil steckt. Dazu müsse die Staatsanwaltschaft in vielen Fällen ein Rechtshilfegesuch im Ausland einreichen, um den Urheber des kopierten Profils aufgrund seiner IP-Adresse zu identifizieren. Da das bisweilen aufwendig sei und viel Zeit koste, hänge die Aufklärungsquote vor allem von der Motivation der Staatsanwaltschaft ab. In vielen Fällen lässt sich jedoch die verantwortliche Person eruieren. «Das Internet ist weniger anonym, als viele denken», sagt Steiger. «Früher oder später machen alle einen Fehler.»

Lukas Reimann konnte für eine Stellungnahme nicht erreicht werden.

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