Urheberrecht: Atomarer Copyfraud bei YouTube

Screenshot: YouTube-Video, das einen Überflug über das Kernkraftwerk Gösgen zeigt

Copyfraud ist, wenn urheberrechtliche Ansprüche missbräuchlich behauptet werden.

Während die Verletzung von Urheberrechten sanktioniert werden kann, bleibt Urheberrechtsmissbrauch in der Schweiz ohne Folgen.

Gerade bei YouTube von Google treibt Copyfraud absurde Blüten, wie ein aktuelles Beispiel einmal mehr zeigt:

Anfang November 2013 veröffentlichte ich bei YouTube ein selbst gefilmtes Video, das einen Überflug über das Kernkraftwerk Gösgen in der Schweiz im Herbst 2010 zeigt.

Das Video enthält keinerlei Musik, was einen angeblichen Rechteinhaber namens «Musik Shake» aber nicht davon abhielt, Rechte an einem Lied namens «Musicshake-Nuclear Clock» – Realsatire!? – zu beanspruchen …

Screenshot: Urheberrechtsanspruch von Musik Shake bei YouTube

… das Widerspruchsverfahren gegen diesen dreisten Copyfraud läuft, doch seit «Musik Shake» die Rechte beansprucht hat, wird das Video zwangsmonetarisiert – Google blendet Werbung ein und teilt sich die Einnahmen aus dieser Werbung mit «Musik Shake».

YouTube: Copyfraud als Geschäftsmodell?

Einmal mehr stellt sich damit die Frage, ob Copyfraud bei YouTube zum Geschäftsmodell zählt. Oder wie es Netzpolitik.org vor einiger Zeit formulierte: «Piraterie einmal anders.»

Screenshot: Widerspruch gegen Urheberrechtsanspruch bei YouTube

Frühere Beispiele: YouTube, Urheberrecht und Johann Sebastian Bach (2012) und YouTube: Urheberrechtsmissbrauch vs. Public Domain (2013).

8 Kommentare

  1. Es fällt auf, daß YouTube diesen Abhaktext so formuliert hat, daß dem angeblichen Rechteinhaber nur ein «Fehler» unterstellt werden kann, der angebliche Rechteverletzer gegebenenfalls aber gleich in betrügerischer Absicht handelt.

    Wo ist der Haken für «that the claims have been made fraudulently»?

  2. Auch interessant ist das Geschäftsmodell von Musicshake, sie bieten den Usern einen Service an, auf einfache Art und Weise Musikstücke zu machen und diese dann auf Youtube in ihren eigenen Videos zu nutzen. Für diesen Youtube-Service verlangen sie Geld von den Usern und kassieren offenbar dann gleichzeitig von Google die Werbeeinnahmen, tssss

    1. You made me curious, Andreas. So I listened to that «Nuclear Clock created by Supaslick 5 years ago» on the Musicshake site – http://eng.musicshake.com/song/59915 .

      The only part vaguely sounding like the wind audio in your video, Martin, is from 3:04 to the end (3:10). And it does not correspond to any of the samples listed there as used in «Nuclear Clock»: can’t it therefore be surmised that it’s just some kind of static Supaslick forgot to remove?

  3. Hallo Martin

    Mir ist etwas ähnliches passiert: Ich habe Creative Commons Musik für meinen Bloggerfilm verwendet. Ein Jahr später claimt Youtube die Musik darin und lehnt meinen Anspruch ab. Auf Jamendo ist die Band mittlerweile nicht mehr. Was aber nicht heisst, dass die Musik nicht unter dieser Lizenz veröffentlicht wurde.

    Es ist mir nicht recht, dass der Video nun von jemandem monetarisiert wird – das ist so nicht richtig. Aber wenn ich es nochmals anfechte, könnte der Clip gelöscht werden. Was soll ich am Besten tun?

    Michael

    1. @Michael:

      «Es ist mir nicht recht, dass der Video nun von jemandem monetarisiert wird – das ist so nicht richtig. Aber wenn ich es nochmals anfechte, könnte der Clip gelöscht werden. Was soll ich am Besten tun?»

      Es führt kein Weg daran vorbei, sich zu wehren – direkt bei Youtube bringt den geringsten Aufwand mit sich.

  4. Du schreibst:

    doch seit «Musik Shake» die Rechte beansprucht hat, wird das Video zwangsmonetarisiert – Google blendet Werbung ein und teilt sich die Einnahmen aus dieser Werbung mit «Musik Shake».

    Soviel ich weiss, ist die Monetarisierung während einem Copyright-Disput pausiert. Aber vielleicht war das 2014 noch nicht so :)

    Habe auch regelmässig Copyright-Claims für CC-Musik in YouTube Videos. Meist ist das, wenn Musik sowohl CC-NC wie auch für kommerzielle Zwecke mehrfach-lizenziert ist. Leute, die eine Lizenz gekauft haben, müssen wohl das selbe über sich ergehen lassen, YouTube weiss ja nichts von dieser Lizenz.

    1. @Danilo:

      Gemäss meinem Kenntnisstand ist es inzwischen so: Die Monetarisierung geht weiter, aber der «Gewinner» erhält das Geld.

      Da sich die meisten Nutzer nicht gegen Copyfraud zur Wehr setzen, bleibt die Situation aber sehr einseitig. Für jene, die sich wehren, ist das Verfahren einseitig gestaltet. Letztlich hat auch Google einen Anreiz, dass Copyfraud stattfindet, denn jede Monetarisierung bedeutet mehr Einnahmen für Google.

      Bei CC-lizenzierter Musik führt das unter anderem dazu, dass es Rechteinhaber gibt, die auf CC setzen, aber dann doch monetarisieren. Sie berufen sich meist auf irgendeinen verstecken Hinweis auf der jeweiligen Website. Rechtlich sind solche Ansprüche nicht haltbar, aber wie erwähnt wehren sich die meisten Nutzer nicht gegen Copyfraud.

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