Wer in Deutschland einen Rechtsanwalt sucht, wird allenfalls bei advocado fündig. Das deutsche Unternehmen wurde Anfang 2014 gegründet und gehört damit zu den Legal Tech-Pionieren im deutschsprachigen Raum.
Mit dem Erfolg wurde advocado nicht nur zum Vorbild für andere Anwaltsplattformen, sondern wird bisweilen dreist kopiert. Ein aktuelles Beispiel ist mir kürzlich in der Schweiz aufgefallen:
digitalCounsels, gegründet 2017, hat das Geschäftsmodell von advocado weitgehend kopiert. advocado kann sich darüber ärgern oder darin ein Kompliment sehen, muss aber grundsätzlich damit leben. Hingegen muss advocado nicht hinnehmen, dass digitalCounsels 1:1 Inhalte von advocado kopiert.
Auf der Website von digitalCounsels gibt es die Möglichkeit, einen «passenden Anwalt in der Schweiz» zu engagieren (Screenshot). Wer offene Fragen hat, wird unter anderem auf «Häufige Fragen zu digitalCounsels (FAQ)» verwiesen … und gelangt direkt auf die «Häufig gestellten Fragen» auf der advocado-Website!
Quelltext: 1:1-Kopie durch digitalCounsels
Der Grund dafür ist einfach: digitalCounsels verlinkt tatsächlich direkt auf advocado. Das ist aber – soweit ersichtlich – nicht das Ergebnis einer Zusammenarbeit, sondern eine dreiste Kopie einschliesslich Quelltext:
digitalCounsels kopierte nicht nur den sichtbaren Text, sondern 1:1 den Quelltext von der advocado-Website einschliesslich Weblink-Beschreibung («title») und Gestaltungsanweisung für das Layout («class»).
Das hat auch Google gemerkt und verweist bei einer Suche nach «digitalcounsels häufige fragen» zuerst auf die advocado-Website:
Inspiration: Erlaubt! 1:1-Kopie: Ganz schön frech!
Als Rechtsanwalt und Notar müsste Dominic Rogger, Geschäftsführer und Gründer von digitalCounsels, klar sein, dass advocado ein solches Verhalten als unlauter betrachten und den Rechtsweg beschreiten könnte. Denkbar wären zum Beispiel eine kostenpflichtige Abmahnung oder eine einstweilige Verfügung durch ein deutsches Gericht. Weiter stellt sich die Frage, ob sich digitalCounsels auch anderweitig direkt bei advocado bedient hat.
Unabhängig von der Frage, ob ein solches Verhalten nach deutschem oder schweizerischem Recht unlauteren Wettbewerb darstellt, ist das direktes Kopieren von Inhalten von einem Konkurrenten schlechter Stil und schadet dem Ruf der Legal Tech-Szene in der Schweiz. Man darf sich inspirieren lassen, aber davon kann nicht mehr die Rede sein, wenn man Inhalte der Konkurrenz einschliesslich Quelltext 1.1 kopiert …
Bild: Flickr / wiredforlego, «Paste Copy Paste Copy», CC BY-SA 2.0 (generisch)-Lizenz.
Nachtrag vom 9. August 2018
Inzwischen verlinkt digitalCounsels nicht mehr auf advocado. Ansonsten ist der 1:1 kopierte Quelltext aber immer noch online:
advocado ist nicht wirklich ein Legal Tech-Pionier im deutschsprachigen Raum. 123recht.net wurde im Jahr 2000 gegründet… https://www.123recht.de/info.asp?id=mehrueberuns