Die Schweizerische Eidgenossenschaft schliesst ihre offizielle Instanz bei Mastodon.
Die Bundesverwaltung hatte sich nie bemüht, ihre Mastodon-Instanz mit Leben zu erfüllen.
Der Bund in der Schweiz beendet den einjährigen Pilotversuch mit einer eigenen Instanz bei der dezentralen Social Media-Plattform Mastodon.
Der Bund betreibt seit Mitte September 2023 die Instanz social.admin.ch, die nun geschlossen wird.
Der Bund begründet den Verzicht auf eine weitere Präsenz bei Mastodon im Wesentlichen mit dem geringen Engagement der vergleichsweise wenigen Nutzerinnen und Nutzern:
«Auf Plattformen wie X oder Instagram erreichen Bundesrat und Bundesverwaltung mit vergleichbaren Accounts sehr viel mehr Follower. Weiter weisen die Beiträge der Mastodonaccounts von Bundesrat und Bundesverwaltung eher tiefe Engagementraten (Likes, Teilen, Kommentieren) auf. Und schliesslich geht die Zahl der aktiven Mastodon-Nutzerinnen und Nutzer weltweit wieder zurück.»
Leider hatte sich der Bund nie bemüht, eine attraktive und lebendige Präsenz bei Mastodon zu pflegen.
Die gesamte Bundesverwaltung war lediglich mit fünf Nutzerkonten präsent. Die vertretenen Nutzerkonten agierten nicht mit den Nutzerinnen und Nutzern bei Mastodon, sondern beschränkten sich auf gelegentliche Einweg-Kommunikation.
Jener Teil, der Verwaltung, der sich vertieft mit Daten und Digitalisierung befasst, zeigte sich gar nicht erst bei social.admin.ch. Auffällig war beispielsweise die Abwesenheit des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (EDÖB), der bei LinkedIn zu finden ist.
Eigentlich wüsste der Bund, wieso eine eigene Mastodon-Instanz wichtig wäre:
«Mastodon weist einige Eigenschaften aus, die es für die Regierungskommunikation grundsätzlich attraktiv machen. So ist die Plattform dezentral organisiert und läuft nicht über einen zentralen Server. Darum entzieht sie sich der Kontrolle sowohl eines einzelnen Unternehmens wie auch staatlichen Zensurbehörden. Mastodon ist datenschutzfreundlich. Was mit Userdaten geschieht, entscheiden die Betreiberinnen und Betreiber der Instanzen. Viele sind in dieser Hinsicht transparent, beschränken sich bei der Erhebung von Daten auf das Betriebsnotwendige und schliessen den Verkauf und den Handel mit Daten explizit aus. Auch die Instanz der Bundeskanzlei wird datenschutzfreundlich betrieben.»
Der Bund begibt sich mit dem beendeten Pilotversuch wieder vollständig in die Abhängigkeit amerikanischer und chinesischer Social Media-Plattformen. Der Bund verzichtet ohne Not auf ein Mindestmass an digitaler Souveränität.
Mit seiner Präsenz bei Plattformen wie Instagram und Twitter / X unterstützt der Bund weiterhin ein Geschäftsmodell, das auf der Überwachung der Nutzerinnen und Nutzer basiert.
Bei Twitter / X unterstützt der Bund mit seiner Präsenz aufgrund der Person von Elon Musk ferner eine Plattform, die ein Sammelbecken für Diskriminierung und sonstige Menschenverachtung darstellt.
Wenn der Bund für seine Social Media-Präsenz allein auf die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer sowie deren Engagement abstellt, wäre eine Präsenz bei Threads naheliegend. Meta lancierte Threads als Alternative zu Twitter / X und ermöglicht die Kommunikation mit dem Fediverse einschliesslich Mastodon.
Siehe auch: Ausgewählte lesenswerte Weblinks #202 rund um Mastodon und Twitter
In der aktuellen Situation verstehe ich, dass der Bund nicht auf Teufel komm raus versucht, gerade diese Plattform zu bespielen.
Schon das Engagement bei Twitter hat nur deshalb Sinn gehabt, weil aufgrund von Netzwerk- und Milieueffekten (Journalisten!) dieses der unangefochten dominante Kurznachrichtendienst und quasi-Standard war.
Eine solche Position hat heute kein Dienst mehr, auch Threads nicht oder die Dienste, die man sich aus der Datenschutzperspektive vielleicht als Standard wünschen würde (Mastodon, Bluesky).