«archive.today» ist eine beliebte Website für den Zugriff auf kostenpflichtige Medieninhalte. Bekannte Domainnamen für die Website sind archive.is und archive.ph.
Was viele Nutzer nicht wissen: Die Website liefert Daten der Nutzer nach Russland.
Die Daten gehen an mail.ru und damit an das russische Internet-Unternehmen VK. Ein Blick auf die Website mit Webbkoll zeigt folgende russischen Domainnamen:
- privacy-cs.mail.ru
- r.mradx.net
- rs.mail.ru
- top-fwz1.mail.ru
In erster Linie wird top-fwz1.mail.ru/js/code.js eingebunden. Darüber wird dann weiterer Code aus Russland nachgeladen.
Für russische Internet-Unternehmen gilt:
«Russland verlangt von seiner florierenden IT-Wirtschaft bedingungslose Kooperation und weitgehende Kontrollmöglichkeiten. Dabei geht es nicht nur um den vollständigen Besitz des grössten sozialen Netzwerks (VK) und des grössten Maildienstes (Mail.ru), sondern im Fall von Yandex auch um Einfluss über das ganze Nachrichtenangebot von Yandex News.»
Die gesammelten Daten zeigen, welche Paywall-Inhalte in westlichen Medien besonders beliebt sind, aber auch Erkenntnisse über die Nutzer sind denkbar. Man kann spekulieren, welche Bedeutung solche Daten im hybriden russischen Krieg gegen Europa und den übrigen Westen haben können.
Wer für die kostenpflichtigen Medieninhalte bezahlt, muss übrigens genauso damit rechnen, dass Nutzerdaten nach Russland gehen:
«Bis vor kurzem schickte Ringier – dank ebenjener Cookies – die IP-Adressen von ‹Blick›-Leserinnen an das russische Tech-Unternehmen Yandex. […] Auch bei «20 Minuten» ist Yandex gelistet. Das Gratis-Newsportal der TX Group arbeitet ebenfalls mit der Plattform des Interactive Advertising Bureau. […] Auch die NZZ schickte Daten in den Osten. Das Traditionsunternehmen an der Falkenstrasse hat Dutzende von Trackern integriert, darunter ebenfalls von Yandex und auch von Rutarget, einem Werbeunternehmen, das der russischen Sberbank gehört, vollständig staatlich kontrolliert ist und auf der Sanktionsliste der USA steht.»
Die Betreiber von «archive.today» legen ihre Identität nicht offen. Auf der Website finden sich weder ein Impressum noch eine Datenschutzerklärung.
Wer «archive.today» betreibt, müsste «Liberapay» in Frankreich sagen können. Wer auf den «Donate»-Button bei «archive.today» klickt, wird auf die Spenden-Plattform «Liberapay» weitergeleitet.
Nach Angaben in der englischsprachigen Wikipedia wird der Zugriff auf «archive.today» in China und Russland blockiert.
Eine seriöse Alternative ist das Internet Archive unter archive.org, bekannt vor allem durch seine Wayback Machine zur Archivierung von Websites unter web.archive.org.
SBB liefern Daten von Website-Besuchern an den russischen Tech-Konzern Yandex
Bild: OpenAI / ChatGPT 4.
archive.today wird oft als Paywall-Umgehung genutzt, da nützt archive.org meistens nichts.
Man soll einen Blocker benützen wie uBlock Origin, dann ist das mögliche Tracking nicht möglich.
Der Inhaber hat 2021 etwas zu einer ähnlichen Anfrage gesagt:
https://blog.archive.today/post/653964927068979200/do-you-have-any-comments-related-to-this-hacker
@Toni:
Das ist richtig. Man kann sich aber fragen, ob es wirklich notwendig ist, die entsprechende Paywall zu umgehen.
Das Tracking über sichtbar eingebundene Dritt-Dienste ist in diesem Fall nicht möglich. Was direkt an Tracking implementiert ist, sieht man aber natürlich nicht.
Gerne zitiere ich die – wenig überzeugende – Antwort:
Für eine CDN- oder CDN-ähnliche Funktionalität benötigt man selbstverständlich kein sichtbar individuelles Tracking durch Dritt-Dienste …